„Sichtrennen, Vergessen, Vergeben“: Ronja über ihre Debüt-EP

Fotocredits: Vincent Weihmann

Heute hat die Newcomerin Ronja ihre erste EP „Sichtrennen, Vergessen, Vergeben“ released. Wer auf emotionale, tiefgründige Texte und Melodien steht, der ist bei Ronja genau richtig. Im Zuge ihrer EP verarbeitet sie ihren ganz persönlichen Herzschmerz und berührt dabei auf eine besondere Art und Weise. Wir sprechen mit ihr über die verschiedenen Phasen nach einer “gescheiterten” Liebesgeschichte, sowie ihre Entwicklung und ihren bisherigen Werdegang als Artist.

Ich glaube in dem Moment, wo man das erste Mal mit Herzschmerz konfrontiert wird, ist das Sichtrennen, das Schwierigste und auch das, was einem wirklich keine Hoffnung übrig lässt. Und mit allem was danach kommt, wächst man und es wird irgendwie leichter.

– Ronja

Eine unglückliche Liebesgeschichte

BANDUP: Heute hast du deine Debüt-EP released! Was bedeutet „Sichtrennen, Vergessen, Vergeben“ für dich und wie würdest du deine EP beschreiben?

Ronja: Für mich ist die EP eine Coming Of Age Geschichte über die erste unglückliche Liebe und darüber, wie sich die Zeit danach anfühlt und wie man daraus wächst. Dahinter steht ein Konzept, es gibt einen Song für jede Phase von „Sichtrennen, Vergessen, Vergeben“, offen bleibt, ob es ein Happy End gibt. Vom Sound ist die EP zwischen akustischen Gitarren und Klavier Klängen und atmosphärischen Pads und Arp Sounds. Die Songs klingen alles in einem wie kleines Liebesdrama bei Nacht.

BANDUP: Was hat dich inspiriert, eine ganze EP über eine unglückliche Liebesgeschichte zu schreiben und wie hängen die Songs miteinander zusammen?

Ronja: Der ganzen EP liegt natürlich mein eigener Herzschmerz zugrunde. Fast jeder hatte schon mal einen unglückliche Liebe und ich finde, auch wenn es schon eine Weile her ist und man damit abgeschlossen hat, gibt es vieles in einem drinnen, was sich so gut an den Schmerz erinnern kann. Darüber zu schreiben und dadurch weiterhin daraus zu wachsen und zu reflektieren, hat mir sehr gut getan.

Ich habe wegen Herzschmerz angefangen auf deutsch zu schreiben, und bis heute sind die meisten meiner Songs mit dem Thema verbunden. Es geht von Verlieben bis zum Sich Vertragen. Eigentlich alles, was man zwischenmenschlich fühlt wenn man jung ist.

3 Phasen von Herzschmerz

BANDUP: Der Titel „Sichtrennen, Vergessen, Vergeben“ impliziert verschiedene Phasen des Loslassens. Welche dieser Phasen war für dich die Herausforderndste und warum?

Ronja: Verschiedene Phasen von Loslassen, aber auch verschiedene Phasen von Wachstum und Lernen. Ich glaube in dem Moment, wo man das erste Mal mit Herzschmerz konfrontiert wird, ist das Sichtrennen, das Schwierigste und auch das, was einem wirklich keine Hoffnung übrig lässt. Und mit allem was danach kommt, wächst man und es wird irgendwie leichter.

Bei mir war der Moment von Vergeben tatsächlich der leichteste, einfach weil viel Zeit und viele wichtige neue Erkenntnisse dazwischen lagen. Aber ich kann mir vorstellen, dass das Vergeben normalerweise das Schwierigste ist. Und es ist auch völlig okay, wenn man zu dieser Phase gar nicht kommt. Manche Dinge kann man und muss man nicht verzeihen!

Neuanfang mit deutschen Texten

BANDUP: Was hat dein erster deutscher Song „Tempelhof“ mit dir als Künstlerin gemacht und wie war dieser Neuanfang rückblickend für dich?

Ronja: Dass ich meinen ersten Song komplett independent veröffentlicht habe, war für mich das Wichtigste, was letztes Jahr und eigentlich auch im Beginn für meine Musikkarriere passiert ist. Es war alles andere als einfach, es sagt einem ja niemand wo man anfangen soll und was alles wichtig ist.

Aber jeden Schritt selbst durchzuführen und so viele Entscheidungen eigenständig zu treffen im eigenen Tempo, das wünsche ich jedem Newcomer. Tempelhof ist für mich ein Song, mit dem alles angefangen hat und auch irgendwie vieles zu Ende gegangen ist. Der erste deutsche Song, den ich geschrieben habe und der Song, der für mich ganz viele Türen geöffnet hat.

Musikalische Inspiration

BANDUP: Welche Rolle spielen deine musikalischen Idole wie Holly Humberstone und Sam Fender in deiner Musik?

Ronja: Hollys Musik ist für mich sowohl textlich als auch produktions- technisch die größte Inspiration und Referenz für meine eigene Musik. Ich bin damals Ende 2020 auf sie aufmerksam geworden und alles was es seitdem an neuer Musik von ihr gab, holt mich 100% ab und begeistert mich. Sam Fender ist für mich irgendwie das Spiegelbild davon.

Coming of Age Stories über Liebe, Freundschaft und Selbstzweifel, lyrisch bildhafte Texte, roughe und intime Produktionen kombiniert mit viel Atmosphäre und stilvollen Visuals. Genau das, was ich für meine eigene Musik auch will.

Live Erfahrungen

BANDUP: Du durftest als Support-Act mit Lena & Linus und Modular auf Tour gehen. Wie waren diese Erfahrungen für dich und was hast du daraus gelernt?

Ronja: Es war eine super liebe Erfahrung. Lena&Linus habe ich im November 2022 kennengelernt und wir haben uns sofort gut verstanden und uns übers Live Spielen ausgetauscht. Irgendwann letztes Jahr im Frühjahr haben sie mir dann versprochen, dass ich als Support Act in Berlin spielen darf und da gabs natürlich keine Option, abzulehnen. Die Support Show bei den zweien und bei Modular waren mit unter die ersten Erfahrungen meine eigenen Songs live zu spielen und ich bin sehr dankbar, dass das so passiert ist. Alles ganz inspirierende Musiker*innen!

BANDUP: Am 6. August hattest du im Lighthouse Berlin ein Pre-Listening-Konzert. Wie war es für dich, deine neuen Songs dort vorzustellen?

Ronja: Ganz aufregend und vor allem unfassbar magisch. Für mich war es nicht nur das erste Mal alle Songs von der EP live zu spielen und zeigen, sondern auch das erste Mal, dass ich nicht alleine auf der Bühne stand. Meine Songs so zu spielen, wie sie auf Tape klingen, lässt mich ganz stolz sein und es macht auch wahnsinnig viel Spaß. Ich bin sehr dankbar und freudig, dass dieser Abend so stattfinden konnte mit Dennis und Stefan an meiner Seite, die beide an meiner EP als Producer und Writer mitgewirkt haben. Da hat sich für mich ein kleiner Kreis geschlossen.

Als FLINTA in der Musikbranche

BANDUP: Du bist dabei dich in der deutschen Indie-Szene zu etablieren und arbeitest mit anderen Künstlerinnen zusammen. Wie siehst du deine Rolle in der Musikindustrie, insbesondere als Frau und FLINTA-Artist?

Ronja: Für mich ist die wichtigste Erkenntnis gerade, sich als FLINTA* Artists gegenseitig zu stärken und den Gedanken von „Konkurrenz“ zu korrigieren. Es gibt genug Platz für so viel tolle Kunst, die ganz divers und unterschiedlich aber auch sich auch ähnlich sein darf. Meine Verantwortung als Künstlerin ist dann auch, darüber zu reden welche Konflikte und Hürden es für mich gibt, wie mich das emotional fühlen lässt, transparent und offen darüber zu sein, dass es nicht immer angenehm ist, eine Frau in dem Business zu sein.

Gleichzeitig will ich durch die Awareness auch andere FLINTA* Artists dazu motivieren, weiterhin an ihrer Passion festzuhalten auch wenn es garantiert nicht leicht ist, sich durch zu boxen. Gegenseitigen Support und Liebe füreinander aufzubringen, Gruppen zu bilden und Newcomer zu pushen ist so so wichtig.

Songempfehlung

BANDUP: Hast du momentan einen bestimmten Artist oder Song, der bei dir auf Dauerschleife läuft und welchen du unserer Community empfehlen möchtest?

Ronja: Bei mir läuft seit April das letzte Album von Chappell Roan on repeat. Ich hab damals ihr Coachella Performance im Internet gesehen und irgendwas hat mich sofort gecatcht. Es ist so wahnsinnig schön zu beobachten, wie eine queere FLINTA* Person nach jahrelanger Arbeit endlich gesehen wird. Für mich ist ihre Musik grade so schöner ikonischer Pop. Also unbedingt „Good luck Babe!“ oder „Pink Pony Club“ anhören :))

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BANDUP: Danke Ronja für das schöne Gespräch! Dann feier erstmal schön deinen Release und weiterhin viel Erfolg 🙂

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Ich beschäftige mich leidenschaftlich mit Musik, koordiniere und berichte über Themen aus der Branche und möchte durch Interviews mit Artists und Bands ihre Gedanken und Ideen verstehen und anderen nahebringen.