Überraschungs-Album nach viralem Hit: “flüchtig” von Leuchtstoff
Der deutsche New-Wave hat ein neues Gesicht: Hans Zacharzowsky. Unter dem Pseudonym Leuchtstoff hat der Berliner mit “Einfach Sein – Demo” 2022 gleich mit der Debüt-Single einen Hit gelandet. Seitdem ist er untertaucht – bis jetzt.
Keinerlei Promo, nur ein einziger Hinweis in seinem Spotify-Künstlerprofil: “neue musik 11.01”. Dass dabei allerdings ein ganzer Longplayer bei rumkommt, damit dürfte niemand gerechnet haben. Mit “flüchtig” warten nicht nur zehn langersehnte Tracks auf die Fans von Leuchtstoff, sondern auch die finale Version seiner viral gegangenen Demo, “Einfach Sein”.
Neu aufgelegt: “Einfach sein”
Dabei muss sich die Hörerschaft allerdings auf einen klanglichen Richtungswechsel einstellen. Von der flotten Synth-Nummer ist nun mehr wenig zu hören, nur das rockige Gitarrensolo als gebührenden Abschluss hat es in die neue Version geschafft. Ein paar BPM langsamer fadet die einprägsame Melodie leise in den Song ein und später wieder aus, die Drums setzen später ein. “Einfach Sein” klingt jetzt deutlich entschleunigter und träumerischer.
Als die ersten Lyrics ertönen: “Der Nachtbus ist schon weg / Ich hab’ ne halbe Stunde Zeit / Manchmal ist es schön / Einfach nur zu sein”, entspannt sich in der Album-Version nochmal eine ganz neue Facette des drei Jahre alten Songs.
Genrewechsel made in Berlin: Von New Wave zu Pop
New Wave-Fans werden trotzdem gut bedient mit “Wald”, “Melodrama” oder “Frost”. Doch insgesamt erforscht Leuchtstoff mit “flüchtig” eine ruhige Seite, es dominieren verspielte Arrangements zwischen Gitarre und Piano, manchmal mit Streichern. Flanierende Bläser hüllen stellenweise die Platte mit ausgiebigen Soli in eine wohlige Wärme. Mit verschiedenen Einflüssen von Herr D.K. (“Platte”), Isolation Berlin (“Standby”), Hotel Remini (“Melodrama”) oder The Düsseldorf Düsterboys (“Endlich Sein”) definiert sich Leuchtstoff neu in der deutschen Musiklandschaft.
Der Ursprung im New-Wave kann man dabei eher am Text als am Sound festmachen: Der Bezug zu Berlin ist schon im ersten Track “Wilhelmsruher Damm” da. In “Primetime” dokumentiert der Musiker seinen Monolog über Weltschmerz, nur um in den folgenden Tracks “Einfach Sein” und “Standby” den Versuch zu wagen, ihn abzuschütteln: “Ich bin bereit”.
Zacharzowsky wagt Pop. Teilweise verabschiedet er sich in ganzen Tracks vom Stereotyp der quälenden Nostalgie, die typisch für den New Wave ist. Vor allem in der Liebe ist viel Platz für Hoffnung und Optimismus, wie in “Platte”: “Doch die Aussicht ist fantastisch / Wir schauen auf eine bessere Zeit / Also wirst du meine Frau / Hier im Plattenbau?”.
Jetzt in „Flüchtig“ reinhören
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