Streichelt spricht über seine neue EP “Zuckerreand”
Mit seiner neuen EP Zuckerrand gibt Streichelt einen tiefen Einblick in seine Musik – voller Gegensätze und Emotionen. Die EP vereint New Wave, Indie und Techno und erzählt von toxischen Beziehungen, gesellschaftlicher Reizüberflutung und der Suche nach kreativer Freiheit. In diesem Interview verrät Streichelt welche Rolle Gegensätze in seiner Musik spielen und warum er inmitten des Dauerinputs doch immer wieder zu künstlerischer Klarheit findet. Ein spannendes Gespräch über Inspiration, Entwicklung und die Kraft des Ungeplanten.
ich mag Gegensätze einfach!! ich fühle mich auch sehr gegensätzlich. In meinem Wesen und Charakter. Etwas was keine Gegensätze beinhaltet ist doch irgendwie fad.
-Streichelt
BANDUP: Was hat dich dazu inspiriert den Titel “Zuckerrand” für deine EP zu wählen? Was bedeutet er für dich persönlich?
Streichelt: “Zuckerrand” ist ja auch der Titel der Fokus Single die mit der EP erschienen ist und es hat irgendwie super gepasst, da auch die ganze EP sich thematisch mit Gegensätzen beschäftigt, sowie das metaphorische Bild vom Zuckerrand irgendwie echt viel zur freien Interpretation beinhaltet. Im Endeffekt war das aber auch keine große Überlegung, ich fand es einfach direkt passend!
Toxische Beziehungen und Coping Mechanisms
BANDUP: Der gleichnamige Titeltrack behandelt eine toxische Beziehung, die nur schwer loszulassen ist. Kannst du uns ein bisschen mehr über die Geschichte hinter diesem Song erzählen?
Streichelt: Uff ja es ist halt einer dieser Songs die von einer Trennung inspiriert sind. Inhaltlich möchte icheigentlich nicht wirklich was dazu erzählen, da ich niemandem die eigene Interpretation nehmen möchte.
Der Song handelt auf jeden Fall nicht nur von einer toxischen Beziehung, sondern auch von toxischen Coping Mechanisms. Der Song war anfangs gar nicht für mich geplant, sonst hätte ich wohl nicht so einen Breakbeat benutzt. Aber mir hat es dann so gut gefallen, dass ich einen Streichelt Song draus machen musste. Deshalb klingt er aber auch etwas anders als meine anderen Tracks, was ich aber sehr gut finde. Stetige Entwicklung ist extrem wichtig für mich.
Gegensätze als künstlerische DNA
BANDUP: In deinen Songs ziehen sich Gegensätze wie ein roter Faden durch die Produktion. Warum faszinieren dich Gegensätze so sehr? Welche Rolle spielen sie in deiner Musik?
Streichelt: Ich weiß gar nicht ob ich das wirklich erklären kann, ich mag Gegensätze einfach!! ich fühle mich auch sehr gegensätzlich. In meinem Wesen und Charakter. Etwas was keine Gegensätze beinhaltet ist doch irgendwie fad.
Und gerade in der Musik ist das Spielen mit Gegensätzen einfach spannend. Gegensätze scheinen ja immer unvereinbar zu sein, was ich nicht so sehe, und da liegt irgendwie mein Punkt. Vielleicht ist das eine Art Revolution gegen vorherrschende Denkmuster, aus dem Gefühl heraus, oft nicht richtig verstanden zu werden.
Gesellschaftliche Reizüberflutung
BANDUP: “Eines Tages” scheint die emotionale Taubheit und Reizüberflutung unserer Gesellschaft zu thematisieren. Wie erlebst du diese Zustände selbst als Künstler?
Streichelt: Puh, ich denke mein Künstlerdasein ändert nichts daran wie ich diese Zustände wahrnehme. Wir kennen das ja eigentlich alle ein stückweit. Tatsächlich hindert mich mein Musikerjob aber daran etwas dagegen zu unternehmen.
Ich glaube ich hätte schon längst Instagram gelöscht, wenn ich es nicht für mein Marketing brauchen würde. Und allgemein würde ich mich wahrscheinlich etwas weniger diesem ganzen schlechten Einfluss gewisser Apps aussetzen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal wirklich geistige Klarheit verspürt habe, ist etwas her. Der Dauerinput ist echt ungesund. Aber ich liebe ihn auch, so viel Wissen, so viel Inspiration. Klassiches Zuckerrand Thema!
“Irgendwann wird alles gut”
BANDUP: Gibt es eine bestimmte Message oder ein Gefühl, welches du mit der EP vermitteln möchtest?
Streichelt: Dass irgendwann alles gut wird <3
Kreative Blockaden und der Wert von Zeit und Muse
BANDUP: Der Track “Mit Spritz” wurde durch eine Schreibblockade inspiriert. Wie gehst du als Künstler mit solchen kreativen Blockaden um? Hast du bestimmte Rituale, die dir helfen?
Streichelt: Ich versuche mittlerweile mich nicht mehr in Situationen zu bringen in denen ich liefern muss. Es ist so ein unangenehmes Gefühl auf Knopfdruck kreativ sein zu müssen. Muse ist alles! Und wenn sie da ist wird sie genutzt und es gibt dann kaum etwas Wichtigeres für mich.
Für mich ist es auch sehr wichtig Zeit zu haben, ich setze mich nur an neue Songs wenn ich den ganzen Tag nichts mehr vorhabe, ansonsten stresst mich ein nahender Termin und ich komme wohl nicht in den Flow.
Ein einzigartiger Sound
BANDUP: Die musikalische Mischung aus New Wave, Indie und Techno auf der EP schafft einen einzigartigen Sound. Wie hast du diese verschiedenen Einflüsse in “Zuckerrand” vereint? Gibt es Künstler, die dich dabei besonders inspiriert haben?
Streichelt: Hmm da könnte ich jetzt keinen Künstler nennen, es kommt ja auch davon, dass mich eben viele verschiedene Sachen inspirieren und ich dann einfach mache worauf ich Lust habe.
Wahrscheinlich werde ich jetzt keinen Metal Song schreiben aber ich versuche schon, mir eher keine Genregrenzen zu setzen. Sicherlich liegt es aber auch daran dass meine muskalische Findungsphase noch nichtabgeschlossen ist und ich weiß nicht, ob sie das überhaupt jemals sein wird.
Wachsende Bühnenpräsenz
BANDUP: Du bist mittlerweile bei Festivals wie dem Reeperbahn Festival oder als Support von anderenbekannten Bands aufgetreten. Wie fühlt es sich an, ein immer größeres Publikum zu erreichen? Welche Momente sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Streichelt: Das fühlt sich natürlich gut an! Und man leckt blut. Es motiviert mich und ich freue mich auf das was noch kommen kann. Meine Lieblingsmomente sind eigentlich immer die, wo ich meine Texte entgegengeschrien bekomme, das ist so verrückt. Kommt auch noch nicht so doll vor aber wenn, dann sind das immer sehr tolle Erinnerungen.
Persönliche Highlights
BANDUP: Das Jahr ist fast vorbei. Was waren deine persönlichen musikalischen Highlights, unabhängigvon dir als Künstler?
Streichelt: Definitiv Mk.Gee, beste Entdeckung dieses Jahr. Und meine Liebe zu L.A. Priest ist sehr intensiviert worden. Cool finde ich auch, dass dieser 2000er Elektro Clash Sound so voll im Mainstream zurückkommt. In Form von Charlie XCX oder The Dare.
Hör ich jetzt nicht so aktiv, aber ich habe das Gefühl, dass der Mainstream wieder etwas besser geworden ist. Ich habe zumindest gefühlt weniger seelenslose Radiopop Hits dieses Jahr mitbekommen. Dafür den ein oder anderen KI Song und das ist echt creepy, aber zu großes Thema jetzt!
BANDUP: Hast du noch eine Songempfehlung für unsere Community?
Streichelt: Morrow – Zäune sind nicht hoch!
BANDUP: Vielen Dank Streichelt für die vielen Einblicke!
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