Meister des Storytelling: “Haut wie Pelz” von Apsilon

Credits: Pressefoto

Das Debüt ist endlich da: Der Berliner Rapper Apsilon erzählt auf “Haut wie Pelz” von seiner postmigrantischen Realität, ohne Floskeln, ohne Abstraktion – und experimentiert gleichzeitig mit seinem Sound.

Ein starker Newcomer von der ersten Sekunde an

Als Apsilon 2021 die ersten Zeilen seiner veröffentlichten Doppel-Single “Sport/Ich leb’” rappt, war klar, der wird groß werden: „Deine Leute klatschen Beifall für ein’ Nazi, wenn es sein muss / Meine Leute klatschen Nazis von der Straße, wenn es sein muss“. 

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Jetzt – drei Jahre haben wir auf sein Debütalbum “Haut wie Pelz” gewartet – begleitet ein sanftes Klavier-Klimpern seine Stimme im Aufmacher “Koffer”: “Wenn Deutschland mich wieder ansieht / Und sagt, mein Herz hat kein’n Platz hier / Wenn die Wolken übers Land zieh’n / Mein Nachbar keine Menschen, sondern nur sein Land liebt.”

Von der Offensive in die Introspektive: Von Apsilon, das ist Arda aus Moabit, bekommt der Hip-Hop-Head keine Scheine, keine Frauen, keine Rolexe ins Gesicht gehalten. Nein, sein Album-Cover zeigt sein eigenes. Arda’s Hip-Hop ist kein Flex, kein “Lifestyle”. Es sind die Geschichten seines Lebens und seiner Familie, die er in “Haut wie Pelz” erzählt – die von der migrantischen Realität des strukturellen Rassismus geprägt sind.

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Apsilon’s künstlerische Vision

Mit Benjamin Bazzazian als Producer hat der Rapper sich einen großen Namen ins Boot geholt. Doch wesentlichen Einfluss auf die Platte hatte vor allem auch sein Bruder Arman, der immer hinter ihm steht, wortwörtlich – ob bei Konzerten am Mischpult, als Produzent, Songwriter oder Regisseur von Arda’s Musikvideos.

Im Gespräch mit Apple Music Deutschland’s Head of Hip-Hop Aria Nejati erklärt Apsilon den Grund dafür: “[Er ist] einfach jemand, der meine Essenz kennt und spiegeln kann.” Dadurch falle ihm der ganze Prozess von “Haut wie Pelz” leichter, weil er sich immer die Meinung seines Bruders einholt. 

Trotzdem bricht der typische “Bazzazian Sound” – ein Paradebeispiel ist “Das weisse Album” von Haftbefehl – ordentlich zum Beispiel in “Reiche Freunde” oder “Friedensnobelpreis” durch: Tiefe Bässe, verzerrte Synthesizer und schwere Drums erzeugen eine cineastischen Atmosphäre, darunter liegen düstere Synthesizer wie bei einem Soundtrack. 

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“Haut wie Pelz” hat aber auch eine andere, softe Seite: Ralph Heidel hat  im Hintergrund als Jazz-Saxophonist bei den ruhigen Tracks seine Finger im Spiel. “Lost in Berlin”, “So leicht” oder “Koffer” bedienen sich vor allem am Klavier für Melodien, die Apsilon’s introspektiven Texte virtuos begleiten. 

Daneben arbeitet das Album stellenweise mit choralen Gesang und in seiner eigenen Stimme lassen sich sogar sängerische Takte in “Sag Bescheid” oder “BSR”, das stark an den Sound von Levin Liam erinnert, erahnen.

Dass sich der Sound im gegensatz zur Vor-Album-Phase gewandelt hat, zeigt sich auch bei den Features auf “Haut wie Pelz”: Seine Parts vergibt er an Paula Hartmann und Blumengarten, die für nostalgisch-nächtliche Vibes sorgen, während Boondawg und CANEY030 für abwechslungsreiche Rap-Features versprechen.

Wut im Bauch, Hass wie Pelz

Für Floskeln ist bei Apsilon kein Platz. Er erzählt von der Realität, nie wirklich in Deutschland ankommen zu können, ohne Abstraktion: “Ich muss noch lern’n, wie man lebt in meiner Haut.” Es ist Rap als Coping Mechanismus. Ein Christian Lindner-Diss auf “Brustumfang” darf da nicht fehlen, wenn er das System der Migration und damit auch die soziale Schere in Deutschland anprangert.

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Und so wettert Apsilon im Titeltrack: “Ich fick deine Integration”, trägt seine “Haut wie Pelz”. Doch da ist doch noch genug Platz für Liebe, besonders für seine Familie. Gerade die sehr intime Liebeserklärung an seinen immer-so-starken “Baba” ist ein absoluter Höhepunkt auf dem Album und der jungen Karriere des Rappers. 

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Denn Familie ist das, was bleibt, wo die Wurzeln sind, man immer wieder zurückfindet. Und so schließt das Album mit  Oma Apsilon: “Arda, kuzum, sizi çok özledim/Hadi sizi öpüyorum, Allah’a emanet olun/Allah işlerinizi rast gidersin.” (Arda, mein Lämmchen, ich vermisse dich so sehr. Komm, ich küsse dich, Gott segne dich. Möge Gott deine Arbeit segnen.)

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