Musikreview: „The War To End All Wars“ von Sabaton

Sabaton – Zehntes Album der “Kriegsberichterstatter”

Die Schweden von Sabaton haben sich im Laufe der letzten 23 Jahre nach und nach im Metal-Olymp nach oben gearbeitet. Inhaltlich arbeiten sie meist Kriege, Schlachten oder ähnliche Themen auf. Musikalisch bewegen sie sich im melodischen Metal-Bereich und verfügen über eine hohe Anhängerschaft. Nun steht das zehnte Album „The War To End All Wars“ in den Plattenläden und bei den Versandplattformen. Weitere interessante Metal-Storys gibt es hier zu lesen.

InterpretSabaton
AlbumThe War To End All Wars
Veröffentlichung04.03.2022
GenrePower Metal
LabelNuclear Blast / Rough Trade
Tracks11
Bewertung der Redaktion8,5/10
Spieldauer45:21 Min

Aus der Mitte von Nirgendwo zum gefeierten Headliner

Die Heimatstadt von Sabaton ist Falun und liegt rund 260 Kilometer nordwestlich von Stockholm, also quasi irgendwo im Nirgendwo. Eher ungewöhnlich, dass sich aus dieser Bergwerks-Stadt eine Metalband aufmacht, um die Bühnen dieser Erde zu erobern. Frontmann Joakim Brodén und Bassist Pär Sundström sind nicht nur beste Freunde, sondern auch optimistische Visionäre, was ihre Zukunft betrifft – oder Träumer, wie das Umfeld sie vermutlich damals bezeichnet.

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Mir fiel die Band erstmalig beim Sweden Rock Festival 2005 auf, wo sie auf der kleinsten Bühne sehr früh am Tage ihren Auftritt absolvierten und das Material ihres Debüts „Primo Victoria“ erstmalig live darboten. Bereits zu dem Zeitpunkt setzen sich die Texte vorrangig mit Kriegsthemen auseinander. Brodén erklärte mir in einem späteren Interview, dass er sich schon immer für die Geschichte, speziell für Schlachten und Kämpfe interessiert habe.

Während der Support-Tour für Edguy durch Deutschland im Februar 2006 , führte ich mein erstes Interview mit Brodén und bereits zu dem Zeitpunkt „versprach“ er mir, dass Sabaton eines Tages zu den ganz Großen gehören werden. Sein Traum sei es übrigens, beim Sweden Rock Festival mit Sabaton als Headliner zu spielen. Dieser erfüllte sich sieben Alben später im Jahr 2016. Irgendwann im Laufe der Jahre schlich sich ein Running Gag ins Liveprogramm ein, denn immer, wenn das Publikum „Noch ein Bier“ skandierte, trank Brodén einen Becher Gerstensaft auf Ex.

Dies mündete dann 2015 gar in das „Noch ein Bier Fest“ in Gelsenkirchen, bei dem Sabaton natürlich den Headliner gaben. Sabaton treten seit Beginn ihrer Karriere immer in grauen Camouflage-Hosen auf, was sie auch in die Ecke der Kriegsverherrlichenden drängte. Doch wer sich mit den Texten der Band beschäftigt, wird erkennen, dass sie sich sachlich und geschichtlich korrekt mit den Ereignissen auseinandersetzen und solche Vorwürfe absolut haltlos sind. Bereits auf dem letzten Album „The Great War“ beschäftigte sich die Band ausschließlich mit Ereignissen des ersten Weltkrieges und behandelt ihn erneut auch auf „The War To End All Wars“.

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“Race To The Sea” -Video aus dem Album „The War To End All Wars“

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The War To End All Wars

Das Album beginnt mit einer Erzählerin, die in das Thema des Openers „Sarajevo“ einführt, während Gitarrenklänge die Erläuterungen untermalen. Dann startet der typische Chorgesang, der sich in vielen Sabaton-Titel finden lässt. Unterlegt mit kurzen, sich wiederholenden Gitarrenriffs erklingt erneut die Erzählerin. Anschließend entwickelt sich der Track zu einem Double-Bass-Drum getriebenen Song, der vorrangig aus instrumentalen Parts besteht.

Großartiger Start, denn wer traut sich schon einen Opener nur aus Refrain, einer Erzählerin und Instrumentalparts zusammenzusetzen? Das folgende „Stormtroopers“ galoppiert dann in Hochgeschwindigkeit davon und weist nun auch wieder von Brodén gesungene Strophen auf. „Dreadnought“ beginnt mit Wellen, die sich im Wechselspiel mit dem Schlagzeug wiederholen, bevor Keyboard und Gitarren einsetzen. Vom musikalischen Aufbau erinnert der Song zum Thema passend (Seeschlacht vor dem Skagerrak), an ein, in den Wellen stampfendes Schiff.

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Mit Stakkato-artigen Keyboardklängen, die an 80er-Jahre Popsounds erinnern, geht die Geschichtsstunde mit „Soldier of Heaven“ fast schon poppig weiter. Metallisch und in hoher Geschwindigkeit folgt die Geschichte des 369. US Infanterieregiment in „Harlem Hellfighters“, dem ersten aus Afroamerikanern bestehenden Kampfverband. „Race To The Sea“ erklingt wieder treibend im Midtempo, während „Lady Of The Dark“ kraftvoll und bombastisch sich dem Leben von Milunka Savic widmet.

Ebenfalls bestes Headbanging-Futter bietet „The Valley Of Daeth“, während „Christmas Truce“ dem Weihnachtsfrieden von 1914 zunächst entsprechend getragen, mit schweren Keyboardklängen und Kirchenglocken unterlegt daherkommt, um sich dann zu einem bombastischen Song zu entwickeln. Den Abschluss bildet „Versailles“ bei dem wieder die Erzählerin zum Einsatz kommt, während im Hintergrund Marschtrommeln erklingen, bevor sich das finale Stück noch einmal musikalisch erhebt und so das Album gebührend beschließt.

Die schwedischen „Kriegsberichterstatter“ liefern erneut ein durch und durch gelungenes Werk ab, das den Vorgängern in Nichts nachsteht, sie aber auch nicht übertrifft. Der Sabaton-Sound ist eben seit vielen Jahren bekannt und geliebt, aber, er lässt irgendwann keine neuen Elemente mehr zu. Dennoch, Sabaton spielen weit oben in der Top-Metal-Liga und lassen keinen Zweifel daran, dass sie dort hingehören.


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