ANGELA AUX über sein neues Album “Spacelarking in the Age of Spiritual Machines”

Fotocredits: Colour the Kid

Wir sprechen mit ANGELA AUX über sein neues Album „Spacelarking in the Age of Spiritual Machines“. Das Weltall als neuer Sehnsuchtsort, der Einfluss von KI auf die Gesellschaft sowie Musikbranche und wie all dies seinen Kreativprozess aktuell beeinflusst. Wer noch nicht in die neuen Songs reingehört hat sollte dies jetzt unbedingt nachholen!

Angela Aux ist eine Art Songwriting-Medium, mit dem ich verschiedene Themen und Stilistiken auskundschafte. Es verbindet Popkultur, Hobo-Poetry und Philosophie und hat einen Hang zur Anti-Performance. 

– Angela Aux

BANDUP: Dein neues Album „Spacelarking in the Age of Spiritual Machines“ verbindet 70er Jahre Folk-Pop mit modernen Produktionstechniken. Was hat dich zu dieser Mischung inspiriert?

ANGELA AUX: Viele neue und KI-basierte Tools sind eine Fortführung oder Automatisierung von ästhetischen Ideen der 70er. Generative KI-Anwendungen benutzen zudem auch bestehende Werke als Malkasten, von daher finde ich diese Verschränkung von Vergangenheit und Zukunft recht zeitgemäß. 

Der neue Sehnsuchtsort „Weltall“

BANDUP: In deinen Texten thematisierst du oft die menschliche Sehnsucht, den Planeten zu verlassen. Was fasziniert dich so sehr an der Idee der Raumfahrt und des Exils im All?

ANGELA AUX: Ein gängiges Motiv in vielen Folk- und Blues-Songs ist Aufbruch und Neuanfang an einem anderen oder unbekannten Ort. Nachdem der ganze Planet „entdeckt“ ist, wird das All zu einem neuen Sehnsuchtsort. Wie sich da aus sehr alten Hoffnungen und Träumen eine Art neo-humanistischer Mythos entwickelt, finde ich spannend. 

Die Bedeutung von KI für unsere Gesellschaft

BANDUP: Das Album behandelt auch künstliche Superintelligenzen. Wie siehst du die Rolle von KI in unserer zukünftigen Gesellschaft?

ANGELA AUX: KI ist allgegenwärtig. Wer heute ein Smartphone benutzt, nutzt dabei verschiedene Formen von Künstlicher Intelligenz. Mittelfristig werden alle Prozesse, die mit Daten zu tun haben, Formen des maschinellen Lernens, der Robotik oder Expert-Systems verwenden. Mal sehen, ob dabei auch synthetische Intelligenz auf menschlichem Level oder synthetische Evolution bzw. eine Superintelligenz entsteht.

Wir sollten uns davor so viel wie möglich damit beschäftigen, um nicht wie in der Erschließung der Kernenergie zuzulassen, dass Militaristen die Technologie nur zur Zerstörung benutzen. Vor allem mit dem Thema Trainingsdaten müssen wir uns aus Künstler*innen-Sicht dringend beschäftigen. Technik an sich ist amoralisch, aber wir brauchen moralisch tragbare Visionen und Akteur*innen. 

Gesteigerte Experimentierfreude

BANDUP: Dein vorheriges Album „Instinctive Travels on the Paths of Space and Time“ war ein Hybrid aus Album, Science-Fiction-Erzählung und Theaterstück. Wie hat sich deine Musik bis zum jetzigen Album „Spacelarking in the Age of Spiritual Machines“ entwickelt?

ANGELA AUX: Das neue Album ist eine Fortführung, eine Art große wierde Schwester der letzten Platte. Meine Faibles für Krautrock, experimentelle Musik und Space-Folk kommen da stärker durch. 

Inspirationsquelle ANGELA AUX

BANDUP: Du bist studierter Politologe und schreibst auch Essays zu Themen wie Nachhaltigkeit und Feminismus. Wie beeinflusst dieses Hintergrundwissen deine Musik und deine Texte?

ANGELA AUX: Schon sehr. Die Songs widmen sich Themen, setzen sich mit Dingen auseinander, die ich dringlich oder interessant finde. Im Prinzip finden sich in allen aktuellen Themen auch klassische Fragen der Philosophie. Dazwischen Verbindungen herzustellen und die Musik als Medium zur Vertiefung zu nutzen ist meine Mission glaub ich. Am besten ist man nach einem Angela Aux Song ein bisschen schlauer oder inspirierter. 

BANDUP: Kannst du uns mehr über die experimentellen Sounds auf dem neuen Album erzählen? Wie hast du die Balance zwischen klassischen Ohrwürmern und experimentellen Stücken gefunden?

ANGELA AUX: Das Album orientiert sich an der Idee des Konzeptalbums. Es ist ein schöner Trip durch Folk, Anti-Pop, Hörspiel, Tape-Music und Ambient. Im Gegensatz zu den letzten Alben ist es eher eine in sich verschachtelte Erzählung. 

Flow State und Unterbewusstsein

BANDUP: Wie sieht dein kreativer Prozess aus, wenn du Musik schreibst, die so tief in konzeptionellen und philosophischen Themen verwurzelt ist?

ANGELA AUX: Ich schreibe, sammle und komponiere immer so vor mich hin. Es gibt verschiedene Studios und Musiker*innen mit denen ich arbeite, die fungieren oft als Filter für Themen und Stilistiken. Immer wenn Text ins Spiel kommt, suche ich nach Themen und Punchlines, die emotional zur Musik passen. Aber das geschieht sehr unbewusst. Hinterher bin ich oft überrascht, wie wenig ich es im Prozess selbst durchschaue. 

Ray Kurzweil und der Albumtitel

BANDUP: Dein Albumtitel „Spacelarking in the Age of Spiritual Machines“ klingt poetisch und vielschichtig. Was bedeutet er für dich persönlich?

ANGELA AUX: „Spacelarking“ überhöht den Begriff „skylarking“, Space liegt bildlich über Sky. Und es bezieht sich auf ein sehr unterhaltsames Buch von Ray Kurzweil, dem Entwicklungschef der Google-Mutter Alphabet.

Viele Ideen im Kontext von Transhumanismus, Posthumanismus und Techno-Futurismus greifen religiöse Sehnsüchte auf oder updaten esoterische Bilder und Motive. Wir leben in einer Zeit, in der die CEOs einiger der größten Konzerne sich offen dazu bekennen, bald auf andere Planeten auswandern oder ihre DNA so manipulieren zu wollen, dass sie 250 Jahre alt werden können. 

Ein weiteres Album in Sicht?

BANDUP: Was sind deine nächsten Projekte und Ziele nach der Veröffentlichung dieses Albums? Gibt es Pläne für weitere transmediale Arbeiten oder Kooperationen?

ANGELA AUX: Ich arbeite viel für mein Label Inselgruppe, schreibe an einem Lyrikband zum Thema Trans-/Posthumanismus und wie immer viele Songs mit Freund*innen. Im Herbst erscheint ein Album mit dem Produzenten Sepalot, wir haben ein neues Projekt namens Tikhet. 

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BANDUP: Und zuletzt noch deine Top 2 Lieblingssongs/künstler*innen welche in keiner Playlist fehlen sollten?

ANGELA AUX: Vandalisbin und Löwenzahn!

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BANDUP: Da hören wir direkt mal rein! Danke dir für diese interessanten Sichtweisen und die Einblick hinter dein Album! Wir freuen uns auf weitere Projekte von ANGELA AUX!

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Ich beschäftige mich leidenschaftlich mit Musik, koordiniere und berichte über Themen aus der Branche und möchte durch Interviews mit Artists und Bands ihre Gedanken und Ideen verstehen und anderen nahebringen.