Tom Odell live in Berlin: „Huch, der entertaint ja richtig“
Die Uber Arena füllt sich eher schleppend. Während der Support Act David Kushner, bekannt für seinen Song Daylight, schon auf der Bühne steht und seine warmen Vocals in den Raum schickt, wirkt es noch ein bisschen so, als hätte Berlin kollektiv beschlossen, fünf Minuten zu spät zu sein. Doch je länger sein Set läuft, desto mehr Menschen strömen rein – als würde sich die Arena ganz langsam strecken und sagen: Okay, jetzt geht’s los.
Nach einer halben Stunde Pause ist der Saal plötzlich voll. Ein Publikum, das kaum gemischter sein könnte: Twentysomethings, Ü-50-Fans, auffällig viele Paare, die aussehen, als hätten sie zu Odells Songs schon mindestens einmal gemeinsam geweint. Die Stimmung: ruhig, aber voller Erwartung – dieser „Wir wissen, gleich passiert Magie“-Vibe.
Ein Warm-up, das sich anfühlt wie ein Nostalgiekoffer
Noch bevor Tom Odell die Bühne betritt, läuft eine Playlist, die straight aus einem alten Plattenschrank stammen könnte: „Moon River“, „Mr. Sandman“ und „Hang Out The Stars in Indiana“. Es ist, als würde die Arena kollektiv in eine warme Decke eingewickelt werden. Wer jetzt noch nicht sentimental ist, wird es in etwa drei Minuten. Sobald Odell am Klavier sitzt, entsteht diese typische Stimmung, die nur er erzeugt: Diese Mischung aus „Ich halte das aus“ und „Warum brennt das jetzt so hinter den Augen?“
Er singt nicht einfach – er lebt die Songs, und das Publikum spürt jede Regung. Seine Mimik ist so klar lesbar, dass selbst die hinteren Reihen eigentlich keinen Bildschirm bräuchten. Schmerz, Hoffnung, Freude – alles landet ungefiltert im Raum. Man merkt sofort: Wer hier heute Abend ist, verbindet mit seiner Musik etwas. Und Tom liefert die Emotionen in XXL-Version.
Überraschung: Es gibt nicht nur Klavierballaden, sondern auch Action
Wer denkt, dass ein Tom-Odell-Konzert ausschließlich nach „Kerzenschein und heartbreak“ klingt, erlebt hier die charmanteste Widerlegung. Tom Odell bringt eine ganze Band mit – Saxophon, Trompete, Schlagzeug, Geige – und plötzlich wird’s richtig laut, richtig rhythmisch, richtig… unerwartet. Er tanzt, er lacht, er interagiert – und beweist, dass er nicht nur Herzschmerz kann, sondern auch Show.
Sogar zwei Tänzerinnen mischen sich unter das Publikum und performen zu einem seiner Songs. Man erwischt sich dabei zu denken: Ach so, Tom Odell ist also auch ein Entertainer. Gut zu wissen.

Das Bühnenbild: minimalistisch, aber mit cleveren Effektmomenten
Die Lichtinszenierung arbeitet sauber für jeden Song, immer neue Stimmungen, immer neue Farben. Auf dem Vorhang laufen kleine Videoanimationen, manchmal dezent, manchmal wie eine visuelle Umarmung. Als Tom Odell dann auch noch am Klavier gefilmt und riesengroß projiziert wird, fühlt es sich an, als dürfe man ihm direkt über die Schulter schauen. Jede Emotion: verstärkt. Jede Melodie: greifbar. Außerdem viele Songs größer, intensiver und dynamischer. Im Gegensatz zu vielen anderen Artists präsentiert Tom Odell besondere Live-Arrangements, die man so sonst nicht zu hören bekommt.
Tom Odell zeigt in der Uber Arena, warum seine Live-Auftritte im Gedächtnis bleiben: Gefühl, Atmosphäre, ein Hauch Nostalgie – und dazu eine Bühnenenergie, die man so vielleicht nicht erwartet hätte. Es ist kein Konzert, das man einfach konsumiert. Es ist ein Abend, den man erlebt. Und einer, bei dem man rausgeht und sich denkt: „Okay. Das war wirklich besonders.“
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