Berliner Schnauze zu Besuch in München: Wa22ermann im Strom
Sie bringt Berlin nach München: Die gebürtige Kreuzbergerin Wa22ermann heizt den kleinen Independent-Club Strom ordentlich bei ihrer ersten Solo-Tour ein.
“Was denn?!”, schnauzt Wa22ermann genervt zu Beginn von jedem Tracks den Hörer*innen ins Ohr. Und die Attitüde bleibt Programm: Nicht anders nennt sich die erste Tour der Berlinerin. Dauergelangweilt von den “Pissern” – die Spannung, wie die Rapperin ihre Kunstfigur auf der Bühne performen würde, war groß – obwohl sie schon einige Festivalsommer hinter sich hat, auf denen sie ihre Sommernacht-Tracks wie “Maybachufer” oder “Bienennest” performt.
Aftershow-Vibes bereits nach der Vorband
Doch bevor Wa22ermann die kleine Bühne betritt, glänzt ihr Support-Act Nya Polo beim Heimspiel in ihrer Heimatstadt:
“Nenn mich Polly Pocket, in der Wallet sind nur Fuffis, habe zwanzig teure Hobbies”
– und zwischen den Prada-Bags und Y2k stimmt Nya souverän in den Abend ein. Einen passenderen Support-Act wäre in der Rap-Szene nicht zu finden gewesen.
Und als die ersten Münchner*innen gerade in Stimmung kommen, beendet die Newcomerin schon ihr Set und es ist eines der seltenen Male, in denen Nya als Pre-Act ihre Funktion als Zeitvertreiberin hingebungsvoll overperformt. Doch bevor man diesen Gedanken einfangen kann, wird ein Bühnenbild aufgebaut: Wa22ermann stellt dabei ihr Gespür unter Beweis.
Wer sie findet, findet sie gut
Zwei weiße Plastikstühle, dazwischen ein weißer Klapptisch, brechen das Licht in dem düsteren Club. Es passt perfekt zur weiß schimmernden Wa22ermann, die wenig später die Empore mit einer unverkennbaren Präsenz betritt – selbstbewusst und unbeirrt. Sie trägt oft coole Streetwear oder futuristische Outfits, die den Vibe ihrer Musik unterstreichen. Was folgt, ist kurz darauf eine unaufgeregte Unruhe, die Show kann losgehen. München ist bereit, sich zu bewegen.
Sobald die Beats einsetzen, ist klar, dass Wa22ermann hier ist, um abzuliefern. Ihre Songs, die Elemente aus Trap, Drill und klassischem Hip-Hop kombinieren, knallen durch die Boxen, während sie ihre markanten Lines mit einer beeindruckenden Flow-Variabilität rappt.
Dabei zeigt sie ihre Vielseitigkeit nicht nur an der Musik, sondern sie zeichnet sich auch im Publikum ab: ein Mix aus Hip-Hop-Fans, Münchner Subkultur und neugierigen Musikliebhabern. Es entsteht ein kollektiver, energetischer Flow im winzigen Club, der das Publikum die nächsten zwei Stunden sauber durch die kalte November-Nacht trägt. Wann sieht man das schon mal im deutschen Hip-Hop?
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