Musikreview: „Back To Eden“ von Sign X
Sign X – Neues Album der Hamburger Melodic Hard Rocker
Hamburg hat eine sehr rege Musikszene, in der viele Stilistiken vertreten sind. Selbstverständlich gibt es diverse Rock– und Metalbands, die versuchen von der Hansestadt aus die Welt zu erobern. Eine von ihnen war Châlice, die seit Anfang der 90er-Jahre aktiv war respektive ist. Allerdings hat sich die Band nach dem Weggang ihres Sängers Gino Naschke entschieden, mit neuem Sänger unter dem Namen Sign X ihre Karriere fortzusetzen. Zwar ist »Back To Eden« Sign X’ zweiter Langspieler, aber immerhin der neunte der verbliebenen Musiker. Weitere interessante Rock-Storys gibt es hier zu lesen.
Interpret | Sign X |
Album | Back To Eden |
Veröffentlichung | 18.03.2022 |
Genre | Melodic Metal / Hardrock |
Label | Pride & Joy Music /Soulfood |
Tracks | 11 |
Bewertung der Redaktion | 8,5/10 |
Spieldauer | 45:44 Min |
Hervorgegangen aus Châlice
Châlice teilten sich die Bühnen mit Acts wie Toto, Deep Purple, Alice Cooper, Bonfire, Nazareth und Doro, gleichermaßen dem Who Is Who des Rocks, dennoch gelang ihnen nie der ganz große Durchbruch. Nach sieben Studio-Alben, die bei Fans und Fach-Journalisten gleichermaßen gut ankamen, gab es eine einschneidende Änderung in der Besetzung. Frontmann Gino Naschke entschloss sich 2017 die Band zu verlassen. Da sein Gesang ein Erkennungszeichen von Châlice war, entschieden sich die Norddeutschen dafür, das Kapitel Châlice zu schließen.
Doch dies bedeutete nicht, dass die verbliebenen Musiker, mit Ausnahme des Keyboarders, nicht doch weiter machen würden. Der Neustart unter dem Namen Sign X erfolgte zunächst mit Sänger Emmo Acar, der allerdings aus zeitlichen Gründen nach wenigen Monaten die Band wieder verließ. Ihm folgte mit Sebastian Zierof ein absoluter Profi nach. Der ausgebildete Sänger gehörte zum Ensemble des Udo Lindenberg-Musicals »Hinterm Horizont«, in dem er im Wechsel mit Serkan Kaya die Rolle des Udo übernahm.
Auch für die Keyboards konnten Sign X mit Michel Jotzer einen erfahrenen Musiker gewinnen. Die Weichen waren gestellt und nach einer ersten EP im Jahr 2018, die einiges an Achtungserfolgen einbrachte, veröffentlichte das Quintett 2019 ihr Debüt-Album »Like A Fire«, das ihnen international große Beachtung einbrachte. Nun sind die Nordlichter mit dem ursprünglich aus Bayern stammenden Frontmann wieder am Start und haben soeben ihr Zweitwerk »Back To Eden« herausgebracht.
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Back To Eden
Man merkt sofort, dass die Truppe erfahren ist und weiß, wie man Hörer für sich gewinnen kann. Bombastisch, mit voluminösen Keyboardsound starten sie mit dem Titeltrack. Es werden hier Erinnerungen an Styx geweckt, wobei der Song ‘Back To Eden′ zumindest ebenbürtig ist und den Amerikanern bei einer Länge von 6:19 Minuten auch darin in nichts nachsteht. Doch Vielseitigkeit heißt scheinbar das ausgegebene Motto der Band, denn bereits ‚Frozen Hell‘ steigt mit harten Rock Riffs ein und bietet auch gesanglich eine neue Nuance.
Im dritten Titel des Albums, ‚Forever King′, das ebenfalls zunächst hart startet, dann aber die Härte etwas herunterfährt, haben sich Sign X den Luxus eines Gastsängers gegönnt. Niemand geringerer als der einstige Metal Church-Fronter Ronnie Munroe singt im Duett mit Zierof. Dabei verlieren sie aber nicht ihren Sound aus den Augen und Munroe, der bereits mit seinem Projekt Presto Ballet melodiös und fast schon proggig unterwegs war, passt perfekt zu dieser Komposition.
Mit einem Piano-Intro, auf das dann Zierof singt, startet ‘3 Seconds‘, das sich nach und nach zu einer kraftvollen Ballade entwickelt und auch hier wieder Styx-artig erklingt. Treibend, rockig startet ’History Will Tell’ mit Schlagzeug und harten Riffs, wird dann aber zur eingängigen Rocknummer, die sich so richtig im Ohr festsetzt. Ich erwähnte bereits, dass sich die Band vielseitig gibt und der beste Beweis dafür ist das fast schon dem Prog-Metal zuzuordnende ‘Life Goes On’, das sich ein wenig aus dem bisherigen Klang-Korsett heraus bewegt.
Erneut treibend, dabei aber mit Orchesterklängen angereichert, erklingt ‘Into The Unknown’ bei dem der Gesang ganz leichte Musical-Eigenschaften aufweist. Hardrock können die Jungs aus Hamburg auch und spielen ihn gekonnt in ‚Afterlife’. Es folgt ein weiterer Beleg der Abwechslung in Form des metallischen ‘World On Fire’, das durchaus auch die Kollegen von Helloween hätten im Set haben können. Nach dem Ausflug in den Metal folgt mit ‘Jump′n′Run’ eine rein mit akustischen Gitarren unterlegte Nummer, in der nochmals der Melodie und Zierofs Gesang viel Raum gegeben wird. Den Abschluss bildet die Piano-Version von ‘3 Seconds’, das so, gar noch etwas mehr Gänsehautfaktor aufweist.
Sign X machen auf dem zweiten Album wirklich alles richtig, denn neben hochwertigen Kompositionen überzeugen sie in der Instrumentierung ebenso wie Zierofs außergewöhnlicher Gesang. Wie gut, dass sie nach dem Ende von Châlice nicht aufgehört haben, denn sonst wäre der Musikwelt ein so hochwertiges Album wie »Back To Eden« vorenthalten worden, was einen echten Verlust bedeutet hätte.