Musikreview: „I Live Too Fast To Die Young“ von Michael Monroe

Michael Monroe: Keine Zeit zum Altwerden

Michael Monroe war Anfang der 80er einer der größten Einflüsse auf die entstehende Glam Metal-Szene in Los Angeles. Und im Unterschied zu den meisten Protagonisten aus eben dieser ist er in Würde gealtert – man merkt ihm die 60 Jahre kaum an. Auch nicht auf seinem nun erscheinenden 12. Album, das den passenden Titel “I Live Too Fast To Die Young” trägt. Weitere interessante Metal-Storys gibt es hier zu lesen.

InterpretMichael Monroe
AlbumI Live Too Fast To Die Young
Veröffentlichung17. Juni 2022
GenreGlam Rock
LabelSilver Lining Music
Tracks11
Bewertung der Redaktion8/10
Spieldauer38 Min

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Der Glam-Pionier

Den meisten denken, wenn sie Glam Metal hören, direkt an große Namen wie Mötley Crüe oder Poison. Riesige Stadionbands mit noch größeren Egos und Frisuren – die viel von ihrem Look und ihrem Sound einer viel kleineren Rockband aus Finnland zu verdanken haben: Hanoi Rocks. Die skandinavischen Glamer verbindeten mit als Erstes den Glamour von Bowie oder T.Rex mit punkiger Rotzigkeit und Hard Rock-Spirit. Der Cocktail, der ab Mitte der 80er zum heißesten Getränk des Planeten wurde. Leider fanden Hanoi Rocks ein jehes Ende, nachdem ihr Drummer Razzle 1984 bei einem tragischen Autounfall – verursacht durch den besoffenen Crüe-Vocalisten Vince Neil – sein Leben verlor. Die Band versuchte, mit einem Ersatz noch eine Weile weiterzumachen – aber die Luft war raus. Seitdem schlägt sich Frontmann Matti Fagerholm, aka Michael Monroe, Solo durch (bis auf ein paar kleinere, nicht besonders erfolgreiche Reunions über die Jahre).

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Cover "I Lieve Too Fast To Die Young"
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Musikalisch hat sich seit den Hanoi Rocks-Tagen für Monroe nicht viel verändert. Im Grunde produzierte er immer mehr oder weniger dasselbe Album. Und das ist auch gut so: Der Sänger und Saxofonist weiß, was er kann. Und was die Fans eben hören wollen. So ist auch „I Live Too Fast To Die Young” ein appetitliches Stück Hard Rock geworden. Das Album ist eine schöne Erinnerung an Johnny Thunders, die New York Dolls, Mott The Hoople und natürlich an seine eigene alte Band. Nicht weiter überraschend – immerhin ist mit Sami Yaffa der ehemalige Bassist der Band und mit Steve Conte ein späterer Dolls-Gitarrist mit an Bord.

Honig zum Hören

Der Opener ‘Murder The Summer Of Love’ bringt den Hörer direkt in Stimmung. Einen besseren Auftakt für das Album hätte Monroe wahrscheinlich nicht wählen können. Eins der besten Riffs des gesamten Albums, auch der interessante Basslauf lässt aufhorchen. Ebenfalls wie der Refrain, der im Gehörgang kleben bleibt wie Honig. Textlich widmet sich der blonde Blitz hier dem Abgesang der 60er-Gegenkultur – ein eher ungewöhnliches Thema für einen Glamer.

Die kommenden Songs bewegen sich in einem ähnlichen musikalischen Bereich: ‘Young Drunks & Old Alcoholics’, ‘All Fighter’ und der Titelsong sind allesamt leicht angepunkte, schnelle Hard Rock Nummern. Letzterer fällt in Sachen Gitarre besonders aus – und zwar berechtigt. Hier konnte Monroe die Guns N‘ Roses-Legende Slash für einen Gastauftritt gewinnen.

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Ein wenig Abwechslung

Eine musikalische Abwechslung bietet das langsamere Stück ‘Derelict Palace’. Hier beschwört seinen inneren Alice Cooper – zumindest musikalisch, denn Monroe verzichtet auf den Cooperischen Gruselfaktor. Dennoch ist der Song ein moderner Klassiker, mit Monroes bester stimmlichen Leistung (nicht, dass diese an irgendeiner Stelle nicht gut wäre) und wieder einmal wirklich interessantem Songwriting. Ein Aspekt, der auch auf dem Pub-Gröler ‘Everbody’s Nobody’ deutlich wird. Michael Monroe ist ein begnadeter Schreiber – während andere aus seiner Generation heute nur noch die alten Kamellen durchkauen, scheint er ein wahrhaft tiefes Repertoire an Themen zu haben, über das er singen möchte.

„I live Too Fast To Die Young” ist ein hervorragendes Album, sowohl für Hanoi Rocks, Michael Monroe oder Rock Fans generell. Musik, die man ohne schlechtes Gewissen auf jeder Party auflegen kann, aber auch im gemütlichen Ambiente der eigenen Vier Wände zur Geltung kommt.


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Autor*in

Egal ob bei Konzerten, im Proberaum oder Zuhause vor der Anlage – Musik ist für Simon alles. Da er in seiner Freizeit deshalb sowieso schon alle zutextet, hat er es sich auch noch zum Beruf gemacht.