So revolutionieren Musiker das Bewusstsein für mentale Gesundheit

Musik ist Balsam für die Seele – mit diesen Worten hat man der Musik quasi schon immer eine heilende Wirkung zugesprochen. Schließlich verarbeiten auch viele Musiker:innen schwierige Gefühle und emotionale Zustände durch ihre Musik. Was dabei hingegen mit der mentalen Gesundheit vieler Künstler:innen passiert, bleibt im Hintergrund und war viel zu lange ein Tabu-Thema.

Heute hingegen, können wir immer häufiger beobachten wie sich der Stellenwert der mentalen Gesundheit innerhalb der Musikbranche verändert. Immer mehr Artists thematisieren ihre mentale Gesundheit und damit einhergehenden Probleme und geben vor ihren Fans und den Augen aller zu mit mentalen Problemen zu kämpfen. Dabei geht es nicht selten um Depressionen, Angstzustände und Überforderung, vor allem dann, wenn es um den eigenen Erfolg geht.

Ist Musik also, mit Blick auf die Musikschaffenden selbst, wirklich Balsam für die Seele? Dem hat sich auch schon das Max-Planck-Institut angenommen und legte dazu in einem Forschungsbericht aus dem Jahr 2022, den Zusammenhang zwischen Musik und Psyche nah. In dem Bericht wurde dabei vor allem auf genetische Risikofaktoren verwiesen. Demnach könnte es durchaus sein, dass individuelle Unterschiede in Musikalität und im Umgang mit Musik teilweise genetisch beeinflusst werden. Schließlich können psychische Probleme auch immer zu einem Teil vererbt werden.

Es könnte also sein, dass Menschen mit einer angeborenen Neigung zu depressiven Verstimmungen oder Angststörungen eher zum Instrument greifen als andere. Das würde sowohl den Zusammenhang zwischen Musik und psychischen Problemen erklären, gleichzeitig einen positiven Effekt des Spielens an sich aber nicht ausschließen.

Heißt das also das alle Musiker:innen mit psychischen Problemen zu kämpfen haben? Natürlich nicht. Es ist aber festzustellen das Künstler:innen im Durchschnitt ein höheres genetisches Risiko für bestimmte psychische Probleme aufweisen. Positive Einflüsse von Musik werden dabei aber selbstverständlich nicht aberkannt.

Wenn Musiker:innen unter ihrer mentalen Gesundheit leiden gibt es heute (neben Therapien) glücklicherweise auch viele Wege. Vor allem der deutsche Verband „Mental Health in Music“ zählt dabei zu den zentralen Anlaufstellen zur Förderung der mentalen Gesundheit von Personen in der Musikbranche und Kreativwirtschaft.

Warum ist es wichtig auf Mentale Gesundheit hinzuweisen?

Nicht nur die Thematisierung allein, sondern auch der Stellenwert von mentaler Gesundheit sind heute noch ein häufiges Generationen-Problem. So ist die kältere Generation häufiger damit aufgewachsen, die eigenen Probleme hinten anzustellen und sehr oft sogar komplett totzuschweigen. Den jüngeren Generationen ist es hingegen ein großes Anliegen mentale Gesundheit in den Fokus zu rücken! Vielleicht gerade deswegen, weil sie die negativen Auswirkungen auch schon in der eigenen Familien beobachten konnten?

Außerdem durfte auch das aktuelle Weltgeschehen eine große Rolle spielen. Denn zwischen Kriegen, Klimakatastrophen und Zukunftsängsten sind mentale Probleme nicht selten vorprogrammiert. Die junge Generation wünscht sich Perspektiven und möchte vieles nicht einfach so hinnehmen. Und wer selbst unter psychischen Problemen leidet, atmet dann eben auch mal erleichtert auf, wenn die Lieblingskünstler:innen plötzlich eingestehen auch damit zu kämpfen. Stichwort: Identifizierung!

Diese Musiker machen Mental Health zum Thema

Reichweite nutzen und Vorurteile vernichten – genau das hat Sänger und Songwriter Siggi sich gedacht. Neben der Musik ist der nämlich als Krankenpfleger in einer Psychiatrie tätig und hilft dort tagtäglich vielen psychisch kranken Menschen. Coole Sache und trotzdem immer noch von vielen Klischees und Vorurteilen befleckt. Gerade deswegen teilte Siggi dann auch auf seinem Instagram-Account ein Reel zu dem Thema, in dem er innerhalb kürzester Zeit mal eben verdammt gute Aufklärungsarbeit leistete.

Für viele ist Musik aber eben auch ein Ventil. So hat RGB zum Beispiel erst kürzlich, nach einer knapp halbjährigen Pause, seinen neuen Song “Smog” rausgebracht. Auf Instagram teilte er dazu auch einen kleinen Video-Ausschnitt, in dem er augenscheinlich suggeriert aus einem hoch gelegenen Fenster zu springen. Ihr hört schon selbst…Die Lyrics sind nicht ohne. Das lässt sich auch in den Kommentaren nachlesen. “Bitte pass auf dich auf Großer” oder “Kommt lebensgefährlich” heißt es dort. Das Comeback kommt aber gut an.

Ein weiteres Beispiel ist die talentierte Musikerin Katha Pauer. In ihren Songs und auch auf Social Media teilt sie mit ihrer Community ihre Gedanken und öffnet sich dabei komplett. Innerhalb ihres Social Media Formates “Aus Kathas Kopf” teilte sie vor kurzen ihre intimsten Gefühle und spricht über Depressionen und Angstzustände.

In einem Interview mit uns sprechen wir mit ihr über ihre neue EP “Rückwärts auf dem Heimweg” und das Thema Mental Health ganz im Detail. Schaut doch mal rein!

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Wie profitieren Musiker:innen und Fans jetzt davon?

Musiker:innen die über ihr Leben schreiben, wissen längst, was es bedeutet ihre Karriere wie ein offenes Tagebuch zu führen. Dennoch lassen Lyrics viel Interpretationsfreiraum und es ist was anderes seine mentalen Probleme offen dazulegen.

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Leidet ein(e) Künstler:in hingegen so stark unter dem Druck, dass sich das auf die eigenen Psyche übertragt, ist es weise neben einer Therapie früher oder später auch das Wort gegenüber den Fans zu ergreifen. Denn letztendlich ist es für jeden Künstler das A und O eine gesunde Verbindung zu den eigenen Fans aufzubauen.

Nicht selten mussten große Künstler ganze Tourneen – zum Wohl ihrer mentalen Gesundheit – absagen. Das löst in vielen Fans schnell Enttäuschung aber oftmals auch Wut aus. Wer hingegen offen kommuniziert, dass diese Absage einzig und allein zum Wohl der eigenen Gesundheit initiiert wurde, stößt schneller auf Verständnis.

Letztendlich schätzen Fans die Ehrlichkeit und fühlen sich, wie bereits erwähnt, oftmals verstanden und vielleicht sogar ein bisschen weniger allein mit den eigenen psychischen Problemen und der Hand voll an Life-Struggles.

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Autor*in

Ich möchte Musik nicht nur hören, sondern erleben! Mit stets gespitzten Ohren und aus purer Leidenschaft bin ich deswegen immer auf der Suche nach neuen Sounds, lyrischen Meisterwerken und emotionalen Eindrücken aus Konzerten und Gesprächen.