Wer willst du sein? RGBs Debüt-EP „Impulsiv“
Fotocredits: Emma Lou Larsen
RGB ist ein Künstler, der mit seiner Musik bewusst gegen Konventionen geht. Schon die ersten Takte seiner Debüt-EP „Impulsiv“ machen klar, dass hier jemand am Werk ist, der mehr will, als nur den Status quo bedienen. Der Berliner Sänger, Multiinstrumentalist und Produzent kombiniert dekonstruktive Beats mit emotional aufgeladenen Melodien und Texten, die so roh und direkt sind, dass sie unter die Haut gehen. Die Tracks sind ein Mix aus schon veröffentlichten Songs und brandneuen Kreationen, die gemeinsam eine zusammenhängende Geschichte erzählen. Diese wirkt wie eine Serie, bei der jede Episode einen weiteren Schritt in einer Abwärtsspirale markiert. Wer bin ich? Und wer will ich sein? Diese zentrale Frage durchzieht jeden Song.
Begleitet wird diese musikalische Geschichte von einem Kurzfilm, der die Tracks visuell und narrativ ergänzt. Der Film greift die Themen der Songs auf und vertieft sie, indem er Bilder für die innere Zerrissenheit und den Struggle liefert, die in den Songs angedeutet werden. Jede Szene im Film steht symbolisch für die Episoden, die RGB musikalisch erzählt – eine Art visuelles Tagebuch, welches erst gemeinsam mit den Songs das vollständige Bild ergibt.
Ein Soundtrack zwischen Ekstase und Absturz
RGB hat seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Stil entwickelt, der irgendwo zwischen tanzbaren Basslines und düsterem Großstadtflair schwebt. Mit seiner Single „Bisschen Wahnsinn“ gelang ihm der Durchbruch. Der Song war der Auftakt zu einem Selbstexperiment, das er konsequent weiterverfolgt: Selbstüberschätzung, Sehnsucht nach dem Kick, und der ewige Tanz auf dem schmalen Grat zwischen Highs und Absturz. Sein Track „Verschwende deine Jugend (feat. Savvy)“ unterstreicht genau das. Während die Beats immer schneller und lauter werden, verschwinden die ersten Warnsignale im Strudel der Partynächte. Doch die Grenzen, die er musikalisch sprengt, spiegeln auch seine persönliche Suche wider. Eine Suche nach Bedeutung, nach Erfüllung – und nach sich selbst.
Der Fall und die Frage nach der eigenen Identität
RGBs Songs sind Momentaufnahmen einer Generation, die nach Orientierung sucht und dabei oft in endlosen Kreisläufen von Selbstzweifel, Exzess und Eskapismus gefangen ist. Besonders deutlich wird das in Tracks wie „Digitale Liebe“, wo bedeutungsloses Swipen auf Dating-Apps zur Ablenkung von Einsamkeit und Leere dient. Hier sind die Songs wie Fragmente eines unscharfen Selfies, auf dem sich das eigene Bild nicht mehr erkennen lässt. Jeder Beat, jeder Vers ist Teil dieses Struggles, der sich immer weiter zuspitzt, bis es keinen Weg zurück mehr gibt. Mit „Impulsiv“ liefert RGB eine reflektierte und kompromisslose Auseinandersetzung mit der eigenen Identität und den inneren Dämonen. Ein Soundtrack, der weit über den Moment hinaus nachhallt.
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