Interview mit Joe Bennick: Wie „Truly My Best“ entstand – zwischen Architektur und Gefühl

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Mit seinem neuen Album „Passages“ öffnet Singer-Songwriter und Autor Joe Räume, in denen Erinnerung, Herkunft und Gegenwart miteinander in Dialog treten. Kaum ein Artist verbindet musikalische Reduktion, klare Worte und literarische Tiefe so selbstverständlich wie er. Spätestens seit seiner Single „Truly My Best“, einer persönlichen Hommage an seinen Urgroßvater, wird deutlich, wie nah Kunst und Biografie in seinem Schaffen beieinanderliegen. Im Interview spricht Joe über die Suche nach dem eigenen künstlerischen Ton, über Übergänge, die Generationen verbinden, und darüber, wie Musik zu einem Raum wird, in dem Vergangenheit und Zukunft zugleich mitschwingen.

Ich bin Singer-Songwriter und Autor, und für mich gehören Worte und Musik untrennbar zusammen. Ich versuche, den Kern von Momenten, Gefühlen und Bildern zu finden – auch wenn sie widersprüchlich sind – und daraus entstehen Songs. Stilistisch bewege ich mich zwischen Folkpop, Acoustic Indie und klassischem Liedermacher. Musik ist für mich eine Sprache, die ich brauche, um mich auszudrücken. Sie soll Räume öffnen, Atmosphäre schaffen und Menschen einladen, etwas nachzuempfinden oder neu zu betrachten.

BANDUP: Deine neue Single „Truly My Best“, hat eine sehr persönliche Geschichte. Was hat dich dazu bewegt, die Lebensreise deines Urgroßvaters so direkt in einen Song zu übersetzen?

    Joe Bennick: Mein Urgroßvater, der Baumeister Otto Bartning, war für mich nie nur „ein Vorfahre“, sondern jemand, der in unserer Familie, in seiner Biografie und in der Architektur sichtbare Spuren hinterlassen hat. Je tiefer ich in sein Leben eingetaucht bin, desto stärker wurde der Wunsch, ihm musikalisch zu begegnen. Aus dieser Auseinandersetzung ist ein ganzes Programm entstanden – und „Truly my best“ ist so etwas wie das Destillat davon: eine Hommage, ein leises Verbeugen, ein Dank und ein für mich stimmiger Abschluss im Programmabend.

    BANDUP: Der Track verbindet Familiengeschichte, Architektur und persönliche Reflexion. Welche Erkenntnis aus diesem Prozess hat dich selbst am stärksten überrascht?

      Joe Bennick: Am meisten hat mich überrascht, wie nah mir jemand kommen kann, den ich nie getroffen habe. Beim Schreiben wurde mir klar, dass uns in unserem Schaffen dasselbe antreibt: die Überzeugung und die Passion, etwas aus innerer Notwendigkeit zu schaffen – dabei dem eigenen Weg treu bleiben, offen für Neues und in ständiger Bewegung. Architektur und Musik sind beides Räume – der eine aus Stein, der andere aus Klang. Diese Parallele habe ich vorher nie so klar gesehen.

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      Übergänge, Projekte & das neue Album

      BANDUP: Mit „Passages“ kündigst du ein neues Album an. Was war für dich der Moment, in dem klar war: Das wird mein nächstes Kapitel?

        Joe Bennick: Der Moment kam schleichend. Ich habe gemerkt, dass die Songs aus meinem Lesekonzert Erlensee und dem Denkmalprojekt Bennick trifft Bartning immer von Übergängen erzählen – zwischen Vergangenheiten, Generationen und auch zwischen verschiedenen Versionen von mir selbst. Da wurde mir klar, dass genau diese Übergänge das Herzstück des neuen Albums sein sollen.

        BANDUP: Das Album vereint Songs aus zwei Welten – deinem literarisch-musikalischen „Erlensee“-Programm und dem Bartning-Projekt. Wie hast du es geschafft, diese unterschiedlichen Atmosphären zusammenzubringen?

          Joe Bennick: Indem ich erkennen konnte, dass sie zusammengehören. Beide Programme arbeiten mit Erinnerung, Rückblick, Auseinandersetzung mit Herkunft und Verantwortung – und mit einem Blick nach vorne. Sie sind geprägt von Sehnsucht und von der Spannung zwischen Vergangenheit und Zukunft. Die Formen sind unterschiedlich, aber die Themen berühren sich, und es gibt eine Schnittmenge, die beide Welten von sich aus verbindet. Als ich die Stücke nebeneinanderlegte, passten sie für mich wie Puzzleteile zusammen.

          Einflüsse, Rückblicke & prägende Momente

          BANDUP: Viele deiner Songs arbeiten mit ruhigen Bildern, klaren Worten und einer fast literarischen Erzählweise. Wie entsteht so ein Song bei dir?

            Joe Bennick: Ein Song entsteht für mich aus dem persönlichen Drang, etwas zu verarbeiten, zu ergründen oder auszudrücken, das mich bewegt. Meistens bleibt mir ein Gedanke, ein Bild, eine Emotion oder ein Wort lange im Kopf, und daraus entwickelt sich nach und nach der Song, wobei Text und Musik oft gleichzeitig miteinander wachsen.

            BANDUP: Du bewegst dich stilistisch zwischen Folk, Pop und Indie. Was hat dich zuletzt musikalisch geprägt oder beeinflusst – vielleicht auch abseits der eigenen Arbeit?

              Joe Bennick: Ich lasse mich viel von Lyrik beeinflussen – für mich ist das Musik in Worten. Musikalisch inspirieren mich Künstlerinnen und Künstler, die mit Atmosphäre, Reduktion und überraschenden Momenten arbeiten – Songs, die nicht alles verraten, sondern einladen. Dazu kommt meine eigene Recherche über meine Vorfahren: ihre Tagebücher, alten Fotos, Reisen, Erzählungen und Erinnerungen – all das hat auf mich gewirkt und meine Musik beeinflusst.

              Einflüsse, Rückblicke & prägende Momente

              BANDUP: Wenn du auf die letzten Jahre als Artist zurückschaust – vom Debüt bis zur Schallplattenkritik-Nominierung: Was war der prägendste Moment für dich persönlich?

                Joe Bennick: Es gibt für mich zwei prägende Momente: Der erste war, als ich merkte, dass ich meinen eigenen Ton und Stil gefunden habe – meine eigene Stimme – und damit auch eine Musik, die mich selbst trägt und gerade in schweren Zeiten zu einem Anker wird. Der zweite Moment war, als mir jemand erzählte, dass ein Song in ihm eine Erinnerung geöffnet und sein Leben nachhaltig berührt hat.

                BANDUP: Welche Emotion oder welcher Gedanke soll bei den Hörer*innen hängen bleiben, wenn sie „Passages“ als Ganzes erleben?

                  Joe Bennick: Für mich soll „passages“ den Raum öffnen, innezuhalten und die eigenen Übergänge zu ergründen. Wenn Hörerinnen und Hörer dabei die stille Sehnsucht, die Erinnerung und die Spannung zwischen Vergangenheit und Zukunft spüren und zugleich sich selbst und diese Zusammenhänge neu wahrnehmen – und natürlich auch gut unterhalten werden –, dann ist genau das die Erfahrung, die ich mit dem Album teilen möchte.

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                  BANDUP: Zum Abschluss die obligatorische Frage: Hast du eine Song- oder Artistempfehlung für unsere Leser*innen?

                    Joe Bennick: Vor kurzem war ich auf einem Konzert von Katie Spencer, einer jungen Künstlerin aus Großbritannien – sie hat mich sehr beeindruckt, und seitdem höre ich ihre Musik ständig. Abgesehen davon höre ich viel Neues, oft aus dem skandinavischen Raum, und ich gehe gern auf Konzerte von unbekannten Künstlerinnen und Künstlern. Mein Tipp: Hört einfach mal etwas, das ihr noch nie angeklickt habt.

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