Musikreview: „Close“ von Messa
Messa – Doom ohne Grenzen
Die italienische Doom Metal-Formation Messa ist seit der Veröffentlichung ihres 2016er Debüts dafür bekannt, Genre-Grenzen auszuloten und sich ihre ganz eigene Nische innerhalb des Metal-Kosmos zu suchen. Mit ihrem dritten Album haben sie es sich nun endgültig in dieser bequem gemacht. Weitere interessante Rock-Storys gibt es hier zu lesen.
Interpret | Messa |
Album | Close |
Veröffentlichung | 11. März 2022 |
Genre | Doom Metal |
Label | Svart Records |
Tracks | 10 |
Bewertung der Redaktion | 9/10 |
Spieldauer | 64 Min |
Ein Symbol für das Genre
Kaum ein Metal-Subgenre hat in den letzten zwei Jahrzenten so einen Aufschwung erlebt wie der Doom Metal. Das liegt auch an einer größeren Würdigung der Ursprünge des Muttergenres generell, immerhin haben Sabbath vor über 50 Jahren mit ihrem düsteren Sound den Stein ins Rollen gebracht. Da mittlerweile fast alles in Sachen Gitarrenmusik versucht wurde, besinnt man sich wieder zurück an diese einfachen Tage, an denen ein langsames, verzerrtes Riff gereicht hat, um Stimmung zu erzeugen.
Dazu kommt aber auch, dass Doom Metal nicht gleich Doom Metal ist. Unter der Haube des Genres versammelt sich mittlerweile eine eigentlich unglaublich diverse Gruppe musikalischer Richtungen. Hippie-esquer Psychedelic Rock, staubiger Stoner Rock oder extreme Variationen wie Funeral Doom – sie alle sind Teil einer großen Szene. Messa stehen dabei fast symbolisch für diese Vielfalt – ihre Musik lässt sich prinzipiell als Doom Metal beschreiben, ist aber so viel mehr als nur das.
Das wird bei „Close“, genau wie bei den Vorgänger-Alben, sehr schnell deutlich. Der Opener ‘Suspended’ beginnt in typischer Genre-Manier: Ein clean gespieltes, vor Melancholie nur so triefendes Gitarren-Intro, dass sichschließlich in ein zentnerschweres Riff verwandelt. Dazu gibt Sängerin Sara alles, was ihre zarte und doch kraftvolle Stimme hergibt. So weit so gut – so weit aber auch nichts, was man nicht schon von ähnlichen Bands wie Jex Thoth, Spiral Skies oder Sabbath Assembly vielleicht ein Stück besser gehört hat. Dann kommt er jedoch, der Rhythmus-Wechsel, der schließlich in ein genial platziertes Jazz-Gitarrensolo überleitet. So eine Experimentierfreudigkeit kann schnell fehl am Platz wirken – bei Messa passt es hingegen in den Sound, wie die Klinke in den Verstärker.
„Pilgrim“ -Video aus dem Album „Close“
Ein pechschwarzes Potpourri
Die Jazz-Einflüße kehren auch in anderen Stücken wieder zurück – was nicht verwundern sollte: Eine der größten Inspirationen für die Musik der Band ist immerhin das süddeutsche Dark Jazz-Ensemble Bohren & der Club of Gore. Deren düstere Ambient-Sounds finden neben den jazzigen Elementen ebenfalls ihren Weg auf die Platte – allerdings viel weniger als auf „Belfry“ oder Feast For Water“. Die stillen, meditativen Passagen sind auf dem Drittling nun mehr in die Songs integriert, und nicht mehr als eigenständige Tracks dabei. Auch sind sie etwas besser verdaulich, denn die sphärischen Sounds werden nun mit weniger Drone-Sounds und dafür mehr Instrumentalisierung gespielt. In diesem Zusammenhang finden auch ungewohnte Mittel wie Klangschalen und Moog-Synthesizer Gebrauch.
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Aber auch Post Rock, Blues und Black Metal (‘Leffotrak’ ist tatsächlich ein kompletter Black Metal-Song – mit nur 44 Sekunden Laufzeit) finden Einzug in das Album. Das, was bei „Close“ jedoch am meisten auffällt, ist die häufige Integration von mediterranen und orientalischen Instrumenten sowie Melodien. ‘Orphalese’ beginnt zum Beispiel mit einer Zurna-Flöten-Melodie, und Nummern wie ‘Hollow’ oder ‘Pilgrim’ verwenden exotische Saiteninstrumente wie die Oud oder die Dulcimer. Klanglich bleibt das Ganze trotz der Variation dicht und dunkel. Die elektrische Gitarre hat einen unfassbar satten, tiefen Ton und kann von der Düsternis her locker mit Satansanbetern wie Electric Wizard mithalten.
Messa zeigen mit „Close“ ein weiteres Mal, dass sie wissen, wie man Atmosphäre erzeugt. Ein Album voller Songs, die genial strukturiert sind, gutes Songwriting besitzen und vor allem: von guten Musikern gespielt wird. Das dritte Album der Italiener ist ein absolutes Pflichtwerk für jeden, der die dunkle Materie des Metals zu schätzen weiß. Und für alle anderen ist es auch hörenswert!