Musikreview: „Fire It Up“ von Thunderor

Thunderor – Der Erfolgreiche Erstschlag aus Kanada

Das nördlichste Land des amerikanischen Kontinents hat nicht nur Eishockey, Ahornsirup und freundliche Bewohner zu bieten – auch die dortige Hard n‘ Heavy-Szene ist für ihren Reichtum an qualitativ hochwertigen Bands bekannt. Thunderor gesellen sich mit ihrem Debüt nun dazu. Weitere interessante Rock-Storys gibt es hier zu lesen.

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InterpretThunderor
AlbumFire It Up
Veröffentlichung25. Februar 2022
GenreHard Rock, Heavy Metal
LabelBoonsdale Records
Tracks9
Bewertung der Redaktion7/10
Spieldauer39 Min

Retrocharme mit großem Sound

„Fire It Up“ ist Rockmusik von gestern – und das ist durchaus positiv gemeint. Was uns der Bandleader J.J. Tartaglia hier vorlegt, ist die volle 80er Jahre Rock-Dröhnung. Nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass J.J. seit einigen Jahren für die Speerspitze des kanadischen Retro-Metals – Skull Fist – die Sticks schwingt. Dort übernimmt er zusätzlich den anspruchsvollen Background-Gesang, was genaugenommen zur Gründung von Thunderor führte. Ursprünglich war das Projekt nämlich nur als Gesangstraining für Skull Fist geplant, 2020 wurde es durch das dazustoßen eines weiteren Mitglieds jedoch eine richtige Band. Johnny Nesta, der ebenfalls zehn Jahre lang bei Skull Fist in die Saiten dreschte, schrieb zusammen mit J.J. das Material, das schließlich zu „Fire It Up“ werden sollte.

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Ein Werk, das sich weniger am virtuosen Speed Metal, als am AOR und Stadionrock der vergangenen Tage orientiert. Das bedeutet vor allem bombastische Riffs, die simplen Strukturen folgen – in Sachen Gitarrenarbeit kann manchmal weniger mehr sein. Tatsächlich finden sich auf der Platte nicht wirklich viele Gitarrensolos, den Instrumental-Track ‘Into The Storm’ einmal außen vorgelassen. Ganz im Sinne von AOR-Größen wie Foreigner oder Journey wird mehr Wert auf Gefühl und Melodik gesetzt, und nicht unbedingt auf technische Versiertheit. Wobei die offensichtlich vorhanden ist – J.J.‘s wildes Schlagzeugspiel auf „Fire It Up“ ist weit mehr als nur bloße Rhythmusorientierung. Ein weiteres wichtiges Element ist der Einsatz des Keyboards, was auf Songs wie dem Bon Jovi-Gedächtnisstück ‘Dangerous Times’ besonders stark zur Geltung kommt. Mal unterstützt es den pompösen Stadioncharakter der Songs durch schnelle, simple, aber effektive Akkorde, mal ist es im Hintergrund und trägt nur dezent zum Soundteppich bei. Egal wie – es passt jedenfalls.

“How We Roll” -Video aus dem Album „Fire It Up“

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Manchmal schräg, manchmal stark

Bei all dem Lobgesang muss aber auch auf den Elefanten im Raum eingegangen werden: Der Gesang. Der ist nämlich doch etwas gewöhnungsbedürftig – wer nur kristallklare, perfekt trainierte Vokalität mag, wird mit dem Album wenig Spaß haben. J.J.‘s Stimme zeichnet sich durch einen gewissen Charakter aus, der zum Teil hervorragend zum Sound der Musik passt, manchmal aber zu sehr den Ton verfehlt. Oft wirkt es so, als würde der Bandchef sich in der hohen Tonlage nicht ganz so wohl fühlen. Ironischerweise wird man das Gefühl aber auch bei den tiefer gesungenen Liedern wie ‘Cold Tears’ nicht los. Nach ein paar Songs hat man sich aber warmgehört und fängt an zu verstehen, worum es bei Thunderor geht.

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Es ist die Abenteuerlust, die im Zentrum der Platte steht. Das wird auch in den Texten der Band deutlich: sie handeln allesamt davon, Chancen zu ergreifen, sich ins Unbekannte zu stürzen und einfach mal etwas zu wagen. Und dazu passt dann wieder der ungewöhnliche Gesang, schließlich ist das Projekt genau aus so einem Ansatz entstanden. Wer sich mit damit anfreunden kann, bekommt ein schönes, Old-Schooliges Hard Rock-Werk mit viel Persönlichkeit zu hören. Hoffentlich wird das auch bei den kommenden Veröffentlichungen so bleiben.


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Autor*in

Egal ob bei Konzerten, im Proberaum oder Zuhause vor der Anlage – Musik ist für Simon alles. Da er in seiner Freizeit deshalb sowieso schon alle zutextet, hat er es sich auch noch zum Beruf gemacht.