Musikreview: „Impact Is Imminent“ von Anvil
Anvil: Ambos der alten Schule
Das kanadische Trio Anvil ist einfach nicht aufzuhalten. Mit Album Nummer 19 melden sie sich nach zwei Jahren coronabedingter Musikabstinenz zurück und klingen eigentlich genauso wie immer: laut, wütend und voller Selbstironie. Weitere interessante Metal-Storys gibt es hier zu lesen.
Interpret | Anvil |
Album | Impact Is Imminent |
Veröffentlichung | 20. Mai 2022 |
Genre | Heavy Metal |
Label | AFM Records |
Tracks | 14 |
Bewertung der Redaktion | 7/10 |
Spieldauer | 50 Min |
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Einfach nicht todzukriegen
Das Super Rock Festival 1984 in Japan – tausende kreischende Fans tummeln sich vor der enormen Bühne, um ihre Lieblingsbands live zu sehen. Die Scorpions, Bon Jovi, Whitesnake und Anvil. Alle diese Bands verkauften Millionen Alben und gehören zu den berühmtesten und erfolgreichsten Rock-Bands der Welt. Alle? Nein. Anvil versanken nach diesem absolut vielversprechenden Start irgendwie in der Versenkung. Die ersten drei Alben – „Hard `N` Heavy“, „Metal On Metal“ und „Forged In Fire“ – werden als absolute Genremeilensteine angesehen. Speed und Thrash-Legenden wie Scott Ian oder Lars Ulrich geraten fast in Schnappatmung, wenn sie über Anvil sprechen. Dave Grohl bezeichnete sie als eine der besten Bands der Welt. Und doch haben Anvil nie großen Erfolg mit ihrer Musik gehabt.
Das war auch das Thema einer Dokumentation aus dem Jahre 2009. Der Film zeigte die tragische wie auch rührende Geschichte einer Band, die sich verdammt abrackert, um den Menschen Heavy Metal zu bringen. Und ironischerweise brachte der Film Anvil im Endeffekt endlich den Respekt, den sie schon vor Jahrzenten verdient hätten.
Anvil ist aber keine Band, die sich auf ihren Lorbeeren ausruht. In ihren knapp 40 Jahren Existenz haben sie es mit dem nun erscheinenden „Impact Is Imminent“ auf unglaubliche 19 Alben gebracht. Man muss allerdings gleich vorneweg sagen, dass Anvil seit ungefähr 20 Jahren soundtechnisch etwas stagniert. Jedes Album klingt in etwa gleich – aber das ist auch völlig in Ordnung, denn Anvil spielen klassischen, junggebliebenen Metal der ersten Stunde. Wenn man sich eine Platte von ihnen anhört, kann man kaum glauben, dass hier drei Männer um die 60 zusammen Musik machen. Es klingt wie eine Bandprobe von jugendlichen Metalheads. So auch wieder auf dem neuen Album.
Experimente und Altbekanntes
Ein paar Überraschungen gibt es unter dem Altbekannten allerdings doch. Die größten sind dabei auf jeden Fall die beiden Instrumental-Stücke ‘Teabag’ und ‘Gomez’. Bei diesen probieren sich die Kanadier nämlich an einer metallischen Swing-Jazz-Nummer. Klingt ersteinmal seltsam, wird aber noch seltsamer: Auf ‘Gomez’ spielen zusätzlich ein paar Bläser gemeinsam mit Gitarre, Schlagzeug und Bass. Das Ganze funktioniert allerdings erstaunlich gut – die wilde Experimentalfahrt mach Laune.
Auch der Rest verbreitet eher „Happy Metal“-Gefühle – und das, obwohl viele der Texte wütende Tiraden an den Stand der Dinge sind. ‘Rabbit Hole’ handelt zum Beispiel von Verschwörungstheorien. Oder besser gesagt: von den Idioten, die an solche glauben. Eins von Bandleader Steve Lips liebsten Themen. In einem ähnlichen thematischen Gebiet bewegt sich ‘Lockdown’ der – Überraschung – von den Schwierigkeiten der Coronapandemie erzählt. Aber nicht jede Nummer ist ein Schwenker mit der Moralkeule. ‘Shockwave’ oder ‘Explosive Energy’ sind typische Rocknummern mit nichtigen Texten.
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Wie bereits erwähnt klingt die Musik (bis auf die zwei Ausreißer) so wie Anvil immer klingen. Schnelle Metal-Nummern mit Fokus auf Lips Gitarrenarbeit sind der Modus Operandi. Gerade die Solos sind wieder einmal herrlich knackig und fügen sich perfekt in die von Robb Reiner und Chris Robertson übernommene Rhythmus-Sektion ein.
„Impact Is Imminent“ ist ein grundsolides Album. Guter, alter Metal, gespielt von ein paar verdammt alten Hasen. Zwar werden diese mit der Scheibe keine neuen Fans gewinnen, ihre bisherigen werden sie aber auch nicht vergraulen.