Musikreview: „Paid In Full“ von Skull Fist
Skull Fist – Schwerer als Schwermetall
Die Kanadischen Shred-Fanatiker Skull Fist kehren nach vier Jahren Plattenabstinenz mit einem neuen Album zurück. Und das hat es gleich doppelt in sich: Erstens ist es das erste Album ohne ihr Sklaventreiber-Label, und zweitens rockt es jenseits von Gut und Böse. Weitere interessante Metal-Storys gibt es hier zu lesen.
Interpret | Skull Fist |
Album | Paid In Full |
Veröffentlichung | 22. April 2022 |
Genre | Heavy Metal |
Label | Atomic Fire Records |
Tracks | 8 |
Bewertung der Redaktion | 9/10 |
Spieldauer | 33 Min |
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Freigekauft
„I am no longer your slave; the debts have been paid in full” – Mit diesem Spoken Word-Intro beginnt der Opener und Titelsong des vierten Skull Fist-Albums. Und das ist nicht nur irgendein atmosphärisches Gefasel: Die mittlerweile zum Trio geschrumpfte kanadische Band meinen das absolut ernst. Grund dafür ist, dass sie sich nach Jahren der finanziellen Ausbeutung endlich von ihrem ehemaligen Label freigekauft haben. Das war sicher nicht ganz günstig, hat sich aber gelohnt – denn jetzt können sie Alben für sich selbst und die Fans machen. Und verdienen dabei auch noch das, was sie verkaufen. „Paid In Full“ steht daher exemplarisch für diese neugewonnene Freiheit. Und die hört man raus.
Die Jungs um Sänger und Gitarristen Zach Schottler haben nämlich da ausgebessert, wo sie beim 2018er Vorgänger „Way Of The Road“ auf Kritik gestoßen sind: Das Ding war teilweise zu langsam, teilweise zu chaotisch und oft war einfach nur das nachgeknetet, was sie auf den zwei vorherigen Drehern gebastelt haben. Keineswegs eine Schlechte Scheibe, aber auch keine, die man auf Dauerrotation stellen muss. „Paid In Full“ kommt da nun um einiges ausgeglichener daher. Frisch und knackig, aber immer noch unverkennbar Skull Fist.
Bevor nun auf die heiß erwarteten neuen Songs eingegangen wird, muss jedoch noch über die obligatorischen alten Nummern auf dem Album geredet werden. Wie immer konnten es die Jungs aus Toronto nicht lassen, sich auf das Material ihrer Debüt-EP zu stürzen. In diesem Fall sei es ihnen verziehen, denn die letzten beiden Songs die von dieser bisher noch nicht neu vertont wurden sind auch die zwei Besten: ‚Blackout‘ und ‚Heavier Than Metal‘. Ersterer besticht mit einem fantastischen Flamenco-Intro, geht in einen schönen klassischen Metal-Party-Song über, und endet in einem Riff und Gitarrensolo-Finale, dass man seit Accepts ‚Losing More Than You’ve Ever Had‘ nicht mehr gehört hat. Ein absolutes Brett. Genau wie das zweite „Coverstück“. Über diese Heavy-Hymne muss man eigentlich nicht viel sagen – der Name ist Programm und ist exemplarisch für all die Dinge, für die die Band steht.
Scorpions auf Speed
Die neuen Songs stehen der Platte mindestens genauso gut wie die alten Hüte. Der oben bereits angeschnittene Opener ‚Paid In Full‘ bringt schon ordentlich Schwung mit. Gesangstechnisch gibt sich Zach hier im vergleich zu den vergangenen Tagen etwas ruhiger und probiert sich in den tieferen (aber immer noch sehr hohen) Tonlagen. Dazu ein paar wirklich innovative Gitarrengrooves und fertig ist ein neuer Skull Fist-Klassiker.
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Die darauffolgenden Lieder ‚Long Live The Fist‘ und ‚Crush Kill Destroy‘ schwimmen wieder mehr im klassischen Faustschädel-Gefilde. Partytauglicher Heavy Metal mit eingängigen Hooks und einigen Shred-Flirts. Zwischendurch darf auch J.J. Tartaglia am Drumkit mit ein paar dampfenden Fills glänzen. Nur der Bass kommt auf „Paid In Full“ zu kurz. Aber man kann auch nicht alles haben.
Ein wahres Highlight findet sich aber mit ‚Madman‘. Hier beschwört Zach offenbar seinen inneren Michael Schenker, denn der Track ist das reinste Scorpions-Tribut. Als würde man ‚The Zoo‘ im Amphetaminrausch einem ordentlichen Rewrite unzerziehen. Vielleicht ist dies sogar der erste Skull Fist-Song, in dem das Riff noch besser als die virtuosen Solos ist.
„Paid In Full“ ist jetzt schon eine der besten Metal-Platten des Jahres. Es ist ein echter Crowd-Pleaser – und zwar im positiven Sinne. Fist-Fans kommen genauso auf ihre Kosten wie Speed-Freaks oder überzeugte Traditionalisten. No False Metal!