Somali Yacht Club – Auf zu musikalischen Weiten

Das neue Album des ukrainischen Trios hat einen bitteren Nachgeschmack – doch an der Musik liegt es nicht. Vielmehr daran, dass sich das Herkunftsland der Band in einem grausamen, ungerechtfertigten Krieg mit Russland befindet. Dennoch ist „The Space“ ein wunderschönes Album mit vielen Lichtblicken. Weitere interessante Rock-Storys gibt es hier zu lesen.

InterpretSomali Yacht Club
AlbumThe Space
Veröffentlichung29. April 2022
GenreStoner Rock
LabelSeason Of Mist
Tracks6
Bewertung der Redaktion8/10
Spieldauer46 Min

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Gemütlichkeit trotz harter Gitarre

Kurz vor dem schrecklichen Überfall Russlands auf das osteuropäische Nachbarland beendeten Ihor, Artur und Lesyk die Arbeiten an ihrem dritten vollwertigen Werk. Ein Werk, das im Gegensatz zur dramatischen, aktuellen Lage im Land wohlig warm und positiv ist. Ein Werk, das daher wie ein Echo aus einer besseren Zeit wirkt.

Das liegt unter anderem daran, dass Somali Yacht Club (die ihren Namen von den Piraten, die vor der Küste Somalias auf Beutefang gehen abgeleitet haben) ihren stilistischen Wandel weiterführen. Auf dem Debüt von 2018 spielten sie noch staubtrockenen Stoner Rock, der den Blick unverkennbar gen Amerika der 90er richtete. Schon mit dem Nachfolger, „The Sea“, fand das Trio mehr den eigenen Sound. Und der schwimmt irgendwo zwischen, Post Metal, Psychedelic und Stoner Rock. Grob gesehen könnte man die Band immer noch in die Stoner-Kategorie schieben – aber damit würde man ihr einfach unrecht tun. Zu eigen ist der Klang der Ukrainer. Auf „The Space“ wird dieser nun noch mehr erforscht, und es gesellen sich nun zusätzlich ein paar schön hineinpassende Shoegaze-Elemente hinzu.

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Cover "The Space"
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Was aber das außergewöhnlichste daran ist, ist dass sie es trotzdem schaffen, ein zusammenhängendes Album zu kreieren. All die ineinander verwobenen Einflüsse ergeben einen prächtigen Rock-Teppich, der zum Verweilen einlädt. Angefangen mit dem Opener ‘Silver’, der nicht lange rumfackelt und mit einem krachenden Doom-Riff loslegt. Ein Riff, das trotz seiner Heavyness fast schwerelos wirkt. Gitarrist und Sänger Ihor verzichtet weitestgehend auf verzerrende Effekte – sowohl bei seiner Klampfe, als auch bei seinem Gesang. Dadurch schwebt die Musik geradezu durch die Luft, und wird nur vom rhythmischen Käfig zusammengehalten, den Lesyk mit den Sticks baut.

Spaciges für den guten Zweck

Auch der Bass hat seine besonderen Momente. Der größte kommt auf dem Song ‘Pulsar’ hervor. Ein wunderbarer Groove, der in diesem Fall von wieder einmal mehr verzerrten Stoner-Riffs unterstützt wird. Vor allem der instrumentale Jam-Part in der Mitte des Lieds sticht hervor. Ein vor sich hinstampfendes, simples Bass-Riff, gepaart mit kurz auffunkelnden Gitarrenakzenten. Manchmal ist weniger mehr.

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Es ist ein wohliges Gefühl der Gemütlichkeit, die einen beim Hören von „The Space“ erfasst. Die warmen Riffs, der sanfte Gesang – man könnte fast dabei einschlafen. Und das ist durchaus im positiven Sinne gemeint, denn langweilig wird das Album nie. Egal ob der Sound mehr in Richtung Heavy Psych driftet, wie etwa bei ‘Obscurum’ oder in spacige Gefilde wie bei ‘Echo Of Direction’ – es passt immer zusammen.

Ein weiterer Grund das Album zu kaufen, ist außerdem, dass man dabei einem guten Zweck dient. Alle in diesem Jahr erzielten Gewinne der Band gehen ohne Abzüge durch das Label direkt an Hilfsorganisationen in der Ukraine. Ansonsten ist es aber auch einfach verdammt gute Musik!


Weitere Infos:

Autor*in

Egal ob bei Konzerten, im Proberaum oder Zuhause vor der Anlage – Musik ist für Simon alles. Da er in seiner Freizeit deshalb sowieso schon alle zutextet, hat er es sich auch noch zum Beruf gemacht.