Indiepop, 80s-Gefühl und ein bisschen Patrick Swayze – FELINIO im Interview
„Und dann tanz ich ganz alleine …“ – kaum eine Zeile beschreibt FELINIO so gut wie diese. Der Artist aus München verbindet Indiepop und Rock mit einem deutlichen Hang zu 80s-Ästhetik, Neon-Vibes und einer Prise Melancholie. Auf seiner neuen EP „Highscore“ zeigt FELINIO, wie sehr sich sein Sound weiterentwickelt hat – rockiger, direkter und trotzdem voller poetischer Bilder, die zwischen Großstadtgefühl, Retro-Games und emotionalen Momenten pendeln.
Im Gespräch erzählt FELINIO, warum „Highscore“ für ihn ein neues Kapitel ist, welche Rolle Patrick Swayze in seinem Songwriting spielt, wie viel Felix eigentlich in FELINIO steckt – und weshalb Tanzen im Park manchmal besser hilft als jede Powerbank. Außerdem verrät er, was ihm Energie gibt, wie er Nostalgie ins Jetzt holt und wie für ihn die perfekte Nacht zu seinem Sound aussieht.
Ich bin FELINIO, ein Indiepop/Rock-Künstler aus München. Meine Musik würde ich als eine Mischung aus Elementen der 80er- und 90er-Jahre mit modernem Indiepop/-rock beschreiben, quasi ganz im Stil der NNDW. Was meine Musik, denke ich, ausmacht, ist der Mix aus eingängigen Hooks und poetischer, leicht melancholischer Bildsprache in den Texten.
BANDUP: Deine neue EP heißt „Highscore“ – nach „Game Over“ klingt das, als hättest du das nächste Level gezündet. Was bedeutet der Titel für dich?
FELINIO: Für mich bedeutet meine zweite EP tatsächlich ein neues Level – oder vielmehr ein neues Kapitel. Im Vergleich zu meiner ersten EP „Game Over“ hat sich mein Sound etwas verändert: weg von den funkigen Gitarren hin zu einer rockigeren Richtung. Diese Entwicklung gefällt mir sehr, vor allem live macht es unglaublich viel Spaß und bringt eine ordentliche Portion Energie mit. Das heißt natürlich nicht, dass die älteren Songs auf der Bühne weniger kraftvoll wären. 😊 Besonders spannend fand ich die Idee, für das EP-Cover denselben Spielautomaten wie beim ersten Mal fotografieren zu lassen, um die Weiterentwicklung auch visuell darzustellen. Trotz des Titels „Highscore“ sehe ich mich aber noch lange nicht an meinem Höhepunkt – ganz im Gegenteil: Ich arbeite bereits fleißig an meinem Debütalbum. Wann es erscheinen wird, kann ich allerdings noch nicht sagen…
BANDUP: Der Song „Patrick Swayze“ ist ja der rockigste auf der EP. Wie ist der Track entstanden, und was steckt für dich emotional dahinter?
FELINIO: Wie genau der Song entstanden ist, kann ich gar nicht mehr so genau sagen. Ich glaube, ich hatte irgendwann diese Hookline im Kopf – die erste Textzeile des Refrains: „Und dann tanz ich ganz alleine…“ – und darauf aufbauend habe ich den Song weiterentwickelt. Die Situation, in der sich die Protagonistin bzw. der Protagonist befindet, haben die meisten Menschen vermutlich schon erlebt, und gefühlt jeder zweite (Indie-)Song handelt davon: Man ist verliebt, wird aber vom Crush geghostet. Gerade deshalb fand ich die Idee spannend, dass die Person im Song nicht nur nachts alleine herumläuft, sondern für sich selbst im Park tanzt, um sich ein bisschen besser zu fühlen – Tanzen als eine Art Selbstheilung. Außerdem fiel mir auf, dass es tatsächlich jemanden gibt, der die Themen „Ghost“ und „Tanzen“ perfekt verbindet: Patrick Swayze. Damit war klar, dass der Song genau so heißen MUSS. 😊 Immer wieder sehe ich Menschen in der Bahn oder auf der Straße, die genau das tun: mit Kopfhörern Musik hören, dazu singen oder sich bewegen – mitten in der Öffentlichkeit, ohne Scheu vor anderen. Ich finde das unglaublich mutig und gleichzeitig total bewundernswert, denn unglücklich wirken diese Menschen auf mich eigentlich nie.
BANDUP: Du spielst in verschiedenen Bands und kommst ursprünglich aus dem Jazz- und Indie-Umfeld. Wie viel FELINIO steckt heute in Felix – und umgekehrt?
FELINIO: Als Felix bewege ich mich in vielen Stilistiken – nicht nur im Jazz und Indie, sondern auch in Klassik, Hip-Hop, Coverband und vielem mehr. Meistens konzentriert sich das allerdings auf das Bassspiel und auf die Rolle des Bassisten. Diese Rolle genieße ich sehr: Die Verbindung, der „Kleber“, zwischen Harmonie und Rhythmus zu sein und eher im Hintergrund zu agieren, macht mir großen Spaß. Trotzdem hatte ich in den letzten Jahren immer wieder das Bedürfnis, auch einmal an die Bühnenkante zu treten, zu singen und eigene Texte sowie die komplette Musik zu schreiben und zu produzieren. Daraus ist dann schließlich FELINIO entstanden.
BANDUP: Auf „Highscore“ schwingt viel Nostalgie mit: 80s-Vibes, Synths, Gitarren. Was fasziniert dich an diesem Sound – und wie bringst du ihn ins Jetzt?
FELINIO: Ganz allgemein mag die Ästhetik der 80er-Jahre sehr – Neonfarben, Retro-Games und Synthesizer finde ich einfach mega. Trotzdem bin ich der Meinung, dass der Rückgriff auf diese Epoche klanglich etwas sehr Modernes und Zeitgemäßes haben kann. Synthesizer und Gitarren sind ja per se keine exklusiven Stilmerkmale der 80er. Gerade in der (deutschsprachigen) Indiemusik hört man das ja sehr deutlich.
BANDUP: In Songs wie „Realität“ oder „Asteroid“ beschreibst du surreale Bilder, die gleichzeitig sehr menschlich wirken. Schreibst du eher aus Beobachtung oder persönlicher Erfahrung?
FELINIO: In meinen Songtexten steckt definitiv immer viel persönliche Erfahrung. Beim Schreiben versetze ich mich in bestimmte Emotionen oder Situationen, die ich irgendwann selbst einmal durchlebt habe. Manchmal fällt mir das sogar erst im Nachhinein auf. „Realität“ ist dafür eigentlich ein gutes Beispiel: Allein die Zeile „Heute würd’ ich Spinnen streicheln“ wirkt so surreal, weil ich Spinnen leider absolut verabscheue und mich wirklich vor ihnen fürchte.
BANDUP: Dein Song „Powerbank“ hat eine schöne Metapher: Menschen, die einen wieder aufladen. Wer oder was lädt dich auf, wenn dir selbst die Energie fehlt?
FELINIO: Auch auf die Gefahr hin, dass es nach Klischee klingt: Was mir wirklich viel Energie gibt, ist, mit meiner eigenen Musik als FELINIO, zusammen mit meiner Band auf der Bühne zu stehen und meine Songs zu spielen. Das ist ein unvergleichliches Gefühl – und ich hoffe wirklich sehr, dass es noch ganz lange so bleibt!
BANDUP: Wenn man deine EP hört, hat man das Gefühl, man bewegt sich irgendwo zwischen Clubkeller, Großstadt und Kosmos. Wie sieht für dich die perfekte Nacht zu deinem Sound aus?
FELINIO: Ich denke, jede perfekte Nacht beginnt mit einem FELINIO-Konzert. 😊 Ne aber Spaß bei Seite, die perfekte Nacht würde für mich ungefähr so ablaufen: Zuerst trifft man sich am frühen Abend in einer Arcade-Spielhalle – natürlich inklusive Greifarmautomaten. Augenzwinker. Leider gibt es so etwas in Deutschland kaum…. Danach geht’s auf ein richtig gutes Konzert, und zum Abschluss verbringt man die Nacht bis in die frühen Morgenstunden in einer gemütlichen Kneipe, wo ebenfalls gute Musik läuft.
BANDUP: Am 21. November spielstest du dein Releasekonzert im Feierwerk München. Was war das für ein Gefühl?
FELINIO: Mein Releasekonzert war natürlich die perfekte Mischung aus beidem – eine richtige Poesie-Party sozusagen. Darüber hinaus habe ich erstmals zusätzliche Visuals auf der Bühne eingesetzt. Und natürlich gab es neue Musik von meiner EP „Highscore‘.“
BANDUP: Zum Abschluss: Hast du eine Song- oder Artistempfehlung, die du aktuell feierst und die unsere Leser*innen unbedingt auschecken sollten?
FELINIO: Ich habe erst kürzlich die Band Großstadtgeflüster für mich entdeckt – und ja, ich weiß, ich bin damit ziemlich spät dran … 😊 Besonders der Song „Feierabend“ ist großartig; meiner Meinung nach gibt es keinen besseren Track, der diesen Zustand so zelebriert wie dieser. Was für mich darüber hinaus natürlich immer geht und absolut inspirierend ist: Betterov.
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