PASCAL BLENKE bricht das Schweigen mit “Mein Versteck”
Pascal Blenke – ein außergewöhnlicher Musiker mit einer bewegenden Geschichte. Mit seiner aktuellen Single „Mein Versteck“ findet er den Mut, das Schweigen über den Missbrauch in seiner Kindheit zu brechen und bringt damit ein leider immer noch viel zu oft verdrängtes Thema ins Licht.
Mit großer Bewunderung begegnen wir ihm heute in diesem Interview, um über die Hintergründe, den Entstehungsprozess seiner Musik und seine Beweggründe zu sprechen, diese persönliche Geschichte mit der Welt zu teilen.
BANDUP: Pascal, deine neue Single”Mein Versteck”berührt ein sehr sensibles Thema, nämlich den sexuellen Missbrauch in deiner Kindheit. Was hat dich dazu bewogen, deine Geschichte öffentlich zu teilen?
PASCAL: Erst habe ich mich nur einigen wenigen Menschen aus meinem engsten Umfeld anvertraut. Nachdem ich dort viel Zuspruch dafür erhalten habe und auch meine Therapie sehr gut verlief, fühlte ich mich dieses Jahr bereit für den nächsten Schritt. Nämlich meine Geschichte öffentlich zu erzählen mit dem langfristigen Ziel, mich in Zukunft für Betroffene einsetzen zu können.
BANDUP: Wie fühlst du dich jetzt nach Veröffentlichung des Songs?
PASCAL: Ich fühle mich richtig gut und so selbstwirksam wie lange nicht mehr! Die Veröffentlichung gibt mir, meiner Geschichte und auch meiner Musik einen ganz neuen Sinn. Ich habe den Song unglaublich gern und auch das Musikvideo spricht mir total aus der Seele.
On top haben sich so viele Menschen direkt danach gemeldet und mich darin bestärkt, dass es die richtige Entscheidung war. Meine einzige Sorge gilt aktuell meinen Eltern, da ich nicht möchte, dass sie mit reingezogen werden oder sich rechtfertigen müssen. Denn für mich steht fest: Sie trifft absolut keine Schuld an dem, was damals passiert ist!
Der kreative Prozess
BANDUP: Wie war der kreative Prozess für dich? Hat sich das Schreiben und Produzieren anders angefühlt als bei deinen bisherigen Songs?
PASCAL: So leicht ging mir ein Song noch nie von der Hand. Die Musik habe ich gemeinsam mit Valentin Koch und Marvin Klopfer innerhalb eines Tages fertig geschrieben und auch der Text ging super schnell. Beim Vocal Recording gab es dann schon den ein oder anderen emotionalen Moment, Zweifel traten jedoch nie auf.
Sich öffnen und darüber sprechen
BANDUP: Gibt es Botschaften oder Gefühle, die du den Hörenden mit auf den Weg geben möchtest? Was erhoffst du dir davon „Mein Versteck“ mit anderen zu teilen die vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben?
PASCAL: Den Song habe ich in erster Linie nicht geschrieben, um eine bestimmte Botschaft zu vermitteln, sondern um offen über meine Erfahrung zu sprechen. Das mag egoistisch klingen, jedoch führt es meiner Meinung nach bei Betroffenen noch eher dazu, dass sie sich verstanden fühlen, als wenn ich ihnen Ratschläge erteile. Auf lange Sicht hoffe ich natürlich, dass mein Song dazu beiträgt, Sensibilität für dieses Thema zu schaffen und Menschen ins Gespräch zu bringen.
„Behind the Lyrics“
BANDUP: Auf Social Media gehst du mit deinem Format „Behind the Lyrics“näher auf die Hintergründe und Texte deiner Musik ein. Wie ist dieses Format entstanden und wie ist das Feedback bisher?
PASCAL: Ich bin oft auf der Suche nach Social Media Formaten, die zu mir passen. Die meisten Trends tun es nämlich nicht. Bei Liveauftritten erzähle ich viel über die Hintergründe meiner Texte, da sie die Basis meiner Kunst sind. So kam ich auf die Idee, meine Konzertansagen auch auf Social Media zu übertragen.
Das Feedback darauf ist bisher zwar positiv, aber noch etwas verhalten. Ich musste lernen, dass mein Zielpublikum keine Menschen sind, die alles kommentieren, sharen und liken, sondern es stattdessen als Input mit ins echte Leben nehmen und mit Freund*innen darüber sprechen. Nur gibt es dafür keine Statistik…
Warum Deutschpop?
BANDUP: Wie bist du überhaupt dazu gekommen Musik zu machen und warum ist es gerade diese authentische Art von Deutschpop geworden?
PASCAL: Ich saß schon früh bei Papa auf dem Schoß, wenn er Klavier spielte und lernte es auch schnell selbst. Zum Gesang kam ich durch ein Schulmusical und begann zeitgleich selbst zu komponieren.
Da ich schon immer gerne erzählt und diskutiert habe und auch das nötige Selbstbewusstsein hatte, zu meinen Gedanken zu stehen, legte ich viel Wert auf authentische Texte. Damit man diese auch gut versteht, schrieb ich auf deutsch.
„vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann“
BANDUP: Gibt es momentan etwas in deiner musikalischen Karriere was du „vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann“ auf jeden Fall angehen möchtest?
PASCAL: Vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann möchte ich mich dafür einsetzen, dass Songwriting ein fester Bestandteil des Schulmusikunterrichts wird. Das Faszinierende in der Musik besteht meiner Meinung nach nicht darin, die Sonatenhauptsatzform korrekt wiedergeben zu können, sondern darin, seinen eigenen Gedanken und Emotionen Ausdruck verleihen zu können und sich kreativ auszuprobieren.
Die Liebe zur Live-Performance
BANDUP: Du hast bereits viele Bühnen betreten, unter anderem als Vorband von Jamie Cullum. Welche Rolle spielt das Live-Spielen für dich?
PASCAL: Liveauftritte sind der Hauptgrund, weshalb ich Musik mache. Ich liebe es, auf der Bühne zu stehen, gemeinsam Musik zu machen und Emotionen im echten Leben zu teilen. Außerdem ist es der Beruf, den ich mir ausgesucht habe und es ist mein langfristiges Ziel, mit Konzerten eine Familie ernähren zu können.
BANDUP: Welche Künstler*innen oder Bands haben dich musikalisch besonders inspiriert und wie spiegeln sich diese Einflüsse in deiner Musik wider?
PASCAL: Besonders inspiriert haben mich Jamie Cullum und Coldplay. Beiden sieht man die Spielfreude auf der Bühne deutlich an und egal wie groß die Bühnen wurden, sind sie immer auf dem Boden geblieben.
Diese Eigenschaften möchte auch ich mir bewahren. Zuletzt haben sich beide Acts im Laufe ihrer Karriere immer wieder neu erfunden und die Musik gemacht, die sich für sie richtig anfühlt. Wenn ich Songs schreibe, überlege ich nie, was man von mir erwartet oder was sich gut verkauft, sondern was mich jetzt gerade berührt.
BANDUP: Abschließend: Was wünschst du dir für die Zukunft in Bezug auf die Öffentlichkeit und den Umgang mit Themen wie sexuellem Missbrauch? Wie können wir alle dazu beitragen, dass solche Geschichten gehört werden und Betroffene sich weniger isoliert fühlen?
PASCAL: Zuerst muss man sich bewusst machen, dass solche Taten täglich in Deutschland passieren und dass jede*r von uns potentiell Täter*in werden kann. Natürlich ist es wichtig, Betroffenen die Hürden zu erleichtern, sich zu öffnen. Wichtiger ist es jedoch, sich der eigenen Verantwortung bewusst zu sein, wann man Macht gegenüber einer anderen Person hat.
BANDUP: Danke Pascal für dieses ehrliche und intime Gespräch! Wir wünschen dir weiterhin ganz viel Erfolg aber auch Kraft!
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