MELLER im Interview über ihre EP “Toter Winkel”
Mit ihrer ehrlichen und tiefgründigen Art ist uns die Musikerin MELLER in letzter Zeit besonders ins Auge gestochen. Heute feiert sie den Release ihrer Debüt-EP “Toter Winkel” – ein Werk, das sich zwischen digitaler Kälte und emotionaler Wärme bewegt. In diesem Interview mit uns, spricht sie über Themen, die sie antreiben: persönliche Verletzlichkeit, den Mut zur Ehrlichkeit und die Kraft, die in musikalischen Kontrasten steckt. Ein Gespräch über ihre Inspiration, die Entstehung ihres einzigartigen Sounds und die Bedeutung des “toten Winkels” in ihrem Leben.
Thematisch gehts in der EP um meinen persönlichen toten Winkel – die Dinge, die ich niemandem zeige und nur mit mir selber ausmache.
– Meller
BANDUP: Hey MELLER! Geht’s dir gut?
MELLER: „Nein, mir gehts gut.“ Diese Woche gings mir gut und nicht so gut. Versuche das aktuell mehr zuzulassen und mir zu erlauben, dass aufregende Dinge wie zum Beispiel ne EP zu releasen mich nicht komplett kalt lassen.
“Toter Winkel” EP und die BEdeutung
BANDUP: Deine Debüt-EP “Toter Winkel” wurde heute released! Was bedeutet dieser Titel für dich und wie würdest du den “toten Winkel” in deinem Leben beschreiben?
MELLER: Als allererstes finde ich ist „Toter Winkel“ einfach ein MELLER Wort. Rein phonetisch und es hat sowas schön brutales und riskantes. Thematisch gehts in der EP um meinen persönlichen toten Winkel – die Dinge, die ich niemandem zeige und nur mit mir selber ausmache.
Im privaten Leben fällts mir gar nicht so leicht zu sagen, wie es mir wirklich geht. Es fühlt sich fast schon wie eine Antihaltung an, die Themen in toter Winkel dafür so offen und ehrlich auf den Tisch zu hauen.
BANDUP: Die EP beginnt mit einer beklemmenden Computerstimme, die Fröhlichkeit vorgibt, aber die wahre Emotion versteckt. Warum hast du dich für dieses Intro entschieden?
MELLER: Ich wollte den Satz, den ich dieses Jahr viel zu oft gesagt, aber nicht gemeint habe einsprechen, und zwar „Mir gehts gut“. Dann habe ich das aus Spaß von dieser typischen Google Übersetzer Stimme sprechen lassen und gemerkt, dass das viel gruseliger und trister klingt.
So eine leblose Computerstimme hat was total beklemmendes und monotones. Und genau diese Emotion wollte ich. So gespielt und unmenschlich wie möglich.
Inspiration hinter den Texten
BANDUP: Viele deiner Texte sind schonungslos ehrlich. Woher nimmst du die Inspiration für deine Lyrics, die so viel Schmerz, aber auch Hoffnung vermitteln?
MELLER: Aus ganz vielen Quellen. Das meiste ist aus meinem eigenen Leben inspiriert. Aus Beziehungen, Freundschaften, prägenden Kindheitssituationen. Einige Songs entstehen aber auch aus einer mini Alltagssituation, die sich für mich ganz intensiv angefühlt hat.
Ich bin von meinem Wesen hypersensibel und reagiere sehr stark auf Stimmungen, deshalb vermutlich der hohe Schmerzanteil in meinen Songs. Gleichzeitig hab ich aber auch einen starken Drang durch den Schmerz rauszuwachsen, wodurch auch immer ein Hoffnungsschimmer da ist.
Ein ganz besonderer Sound
BANDUP: Die Mischung aus digitaler Kälte und deinem tiefen, sprechenden Gesang erzeugt eine besondere Atmosphäre. Wie hat sich dein Sound entwickelt, und was sind deine Einflüsse?
MELLER: Ich bin alle Stages durchgegangen von Singer/Songwriterin am Klavier zu elektronischen Sounds und harten Beats. Über die Themen in meinen Songs haben sich diesen kalten Soundscape und diese urbanen Beats ganz natürlich rumgebastelt.
Mein Musikgeschmack ist tatsächlich total durchmischt von SXTN, OG Keemo, Raye, 070 Shake, Holly Humberstone, Billie Eilish, Trettmann, Rosalia und Madeline Juno. Wer da nen roten Faden erkennen kann congrats haha. Der gemeinsame Nenner ist aber denke ich immer ein hohes Level an Emotionalität.
Die Fassade einreißen
BANDUP: In deinen Songs geht es auch darum, eine Fassade aufrechtzuerhalten. Wie viel von deinem persönlichen Leben steckt in dieser Thematik?
MELLER: Perfektionismus und das „Aufrechterhalten einer Fassade“ ist einer der Main Themen, die mich im privaten Leben auch beschäftigen. Ich wurde als Kind so erzogen, immer das zu sagen, was man von mir erwartet. Da habe ich mich irgendwann stark gegen gesträubt. Meine EP „Toter Winkel“ ist wie ein Escape aus dieser Situation und der Wunsch, endlich so gesehen zu werden, wie ich bin, ohne Filter.
Emotionen, Kontraste und Innenleben
BANDUP: Der Wechsel in deiner Musik – von zerbrechlichen Klängen bis zu brachialen Beats – sind krass! Was reizt dich daran, solche Gegensätze zu vereinen?
MELLER: Diese starken Kontraste beschreiben mein Innenleben, genauso gehts nämlich auch in mir vor. Ich habe das Gefühl, eine breite Farbpalette an Emotionen zu verspüren, ganz schnell von 0 auf 100. Und genauso soll sich meine Musik auch anfühlen. Eine gute Freundin meinte letztens zu mir, dass meine Musik sie an ein Gewitter erinnert. Das hat irgendwie total in mir räsoniert.
Die Botschaft hinter “Toter Winkel”
BANDUP: Was möchtest du den Hörer*innen mit “Toter Winkel” vermitteln? Gibt es eine bestimmte Botschaft oder ein Gefühl, das du in ihnen auslösen willst?
MELLER: Ich glaub jeder von uns hat seinen toten Winkel und die eigenen Themen, die man totschweigt. Ich wünsche mir, dass Menschen meine EP hören und dadurch Mut bekommen, genau diese unangenehme Themen anzusprechen und sich empowered fühlen.
Persönliche Entwicklung
BANDUP: Wie hat dich die Arbeit an der EP persönlich beeinflusst? Gibt es etwas, das du durch diesen kreativen Prozess über dich selbst gelernt hast?
MELLER: Ich habe mir vor der EP oft sehr starken Druck gemacht bevor ich in Sessions gegangen bin. Ich hatte Angst, nicht im richtigen Moment abliefern zu können. Das ist über die Zeit sooo viel besser geworden und ich lerne immer mehr mich fallen zu lassen. Außerdem sind alle Leute mit denen ich arbeite totale Mäuse und so verständnisvoll. Also ja, ich habe gelernt, den Druck ein bisschen mehr vor der Tür zu lassen und auf mich zu vertrauen.
Empfehlung an die Community
BANDUP: Hast du eine Songempfehlung oder Artist für unsere Community?
MELLER: Die neue „Space Age EP“ von RAR. Er hat auch meinen Song „Liebe programmiert“ produziert und ich mich berührt alles, was er macht sehr. „Regensommerwinterwald“ ist mein Favorite auf seiner EP!
BANDUP: Vielen Dank für die Einblicke in deine Musik! Genieß deinen Release!
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