Schweden bringt seit mehreren Jahrzehnten eine Flut großartiger Bands hervor und das quer durch alle Genres. Seien es im Pop Abba und Roxette, im Heavy Metal HammerFall und Sabaton oder im melodiösen Rock Europe, sie alle sind Garanten für qualitativ hochwertige Kompositionen und feiern international Erfolge. Nun setzen die Stockholmer Eclipse im 22. Jahr ihres Bestehens an, um auch eine breitere Masse von Musikfans zu begeistern. Ein Review über das neue Album und viele weitere Musiknews über Rock findest du hier.

AOR – Melodische und gefällige Rockmusik

Die Abkürzung AOR steht für Adult Oriented Rock, also Musik, die sich im Gegensatz zu Teenie-Bands eher an erwachsene Musikhörer wendet. Das Genre hatte seinen Höhepunkt in den 1980-er Jahren, in denen Bands wie Journey, Foreigner, REO Speedwagon oder auch Toto und Survivor mit ihren Alben den Musikstil prägten. Es gehört in der heutigen Zeit zwar nicht zu den Stilistiken, deren zugehörigen Bands oben in den Charts stehen und hohe Verkaufszahlen erzielen, aber, AOR hat noch immer eine weltweite Anhängerschaft. Basis des Sounds sind meist Keyboards, massenkompatible Kompositionen und eine dadurch vermeintlich kommerzielle Ausrichtung. Auch heutzutage gibt es eine Vielzahl von Bands, die in ihrer Sparte gute, hervorragende und überragende Alben veröffentlichen, die in den 80-ern zu großen Erfolgen geführt hätten. Die Grenzen zwischen Radiorock, Stadionrock und AOR sind fließend, sodass sich oftmals keine exakt passende Schublade finden lässt. Doch das spielt bei den Anhängern dieser Musik keine übergeordnete Rolle, wenn es denn melodiös ist und einige der üblichen Eckpunkte des AOR aufweist. Bekannte Namen des Genres sind Bands wie Vega, FM, H.E.a.T, Pride Of Lions, Work Of Art, Talisman W.E.T. oder auch Eclipse.

AOR für die Jetztzeit

Die Stockholmer Eclipse schreiben sich 1999 den melodiösen Rock auf ihre Fahne. Erik Mårtensson, seines Zeichens Sänger, Gitarrist und Bassist sowie Keyboarder und Schlagzeuger Anders Berlin gründen die Band, um den AOR mit ihren eigenen Kompositionen zu bereichern. Dies klappt auch recht schnell, denn bereits im Jahr 2001 gelingt es ihnen bei einem tschechischen Label den ersten kleinen Plattenvertrag zu ergattern. Das zu einer Zeit, als AOR nicht unbedingt zu den favorisierten Musikrichtungen der Plattenfirmen gehört. Doch das Album „The Truth And A Little More“, bei dem ex-Europe Gitarrist Kee Marcello ein Solo beisteuert, erzielt Achtungserfolge und so wird das italienische Label Frontiers Records auf die Schweden aufmerksam. Fortan werden sie ihre folgenden sieben Studio-Alben bei den Italienern veröffentlichen. Frontiers Records, heute Frontiers Music SRL, entwickelt sich über die Jahre zum führenden Label im Bereich melodiöser Rockmusik und AOR. Bereits zum zweiten Album „Second To None“ im Jahr 2004 verlässt Anders Berlin die Band und mit dem zweiten Gitarristen Magnus Henrikson und Schlagzeuger Magnus Ulfstedt kommen zwei neue Musiker ins Line-up. Da nun ohne Keyboards weitergemacht wird, entwickelt sich ihr Sound auch in eine etwas härtere und rockigere Richtung.

Hier ein Eindruck von „Twilight“

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ESC Vorentscheid und erste Chartserfolge

In dieser Besetzung entsteht dann 2008 das dritte Album „Are Your Ready To Rock“, das ebenfalls weltweit bei den Fans begeistert aufgenommen wird. Parallel ist Erik Mårtensson bei seinem Nebenprojekt W.E.T. am Start. Der Name ergibt sich aus den Anfangsbuchstaben der Bands, in denen die Mitglieder außerdem spielen: Work Of Art, Eclipse, Talisman. Dennoch wird die Karriere von Eclipse konsequent vorangetrieben und 2012 schafft es die Band mit ihrem vierten Studiowerk auf Platz 44 der schwedischen Charts. Ein erster Erfolg, basierend auf ihrer harten Arbeit für selbigen. Der Weg der Band führt langsam aber stetig weiter bergauf. Im Jahr 2015 erscheint nicht nur das fünfte Album „Armageddonize“, das sich ebenfalls in den schwedischen Charts platziert, sondern sie beteiligen sich auch am schwedischen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest 2016 und erreichen das Halbfinale. Mit immer mehr internationalen Auftritten festigen Eclipse ihren Ruf, spielen gar beim Wacken Open Air und veröffentlichen 2019 ihr siebtes und erfolgreichstes Album „Paradigm“. Es platziert sich in Schweden, Deutschland und der Schweiz in den Charts und erhöht den Bekanntheitsgrad von Eclipse immens. Am 8. Oktober 2021 legen sie nun mit „Wired“ nach und sind bereit ihre Karriere auf eine neue Stufe zu heben.

Wired

Nachdem die Single „Viva La Victoria“ aus dem Vorgängeralbum 15 Millionen Mal gestreamt wurde, liegt die Latte für Eclipse hoch. Doch davon lassen sie sich nicht schrecken und eröffnen ihr achtes Studiowerk mit einem groovigen Rocker namens „Roses On Your Grave“, der klar aufzeigt, wie sich das Quartett anno 2021 musikalisch definiert. Rockmusik mit Mainstream-Charakter, aber eben nicht verwässert. „Dying Breed“ kommt etwas sanfter als der Opener daher. „Saturday Night (Hallelujah)“ eröffnen sie mit einem Gitarrenriff, das auch Eddie Van Halen gut zu Gesicht gestanden hätte. Im besten Bon Jovi-Stil (so wie damals, als die Jungs aus New Jersey noch im harten Rock unterwegs waren) wird der Song überzeugend fortgesetzt. Überhaupt drängen sich Vergleiche zu Bon Jovi der 80er-Jahre und Europe (nach „The Final Countdown“) auf. „Run For Cover“ überzeugt mit eben jener Europe-Attitüde, während „Carved In Stone“ eine herzzerreißende Ballade der besseren Art ist.

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„Twilight“ rockt sich im Midtempo-Bereich über die knapp vier Minuten, bevor dann mit „Poison Inside My Heart“ eine weitere Ballade nachgelegt wird, die sich zum Ende nach und nach steigert. Bestes 80er-Feeling. Ebenfalls als stampfender Rocker erweist sich „Bite The Bullet“. Zum stellenweisen Mitgrölen und dezentem Headbangen lädt „We Didn’t Come To Close“ ein, bevor Eclipse mit „Things We Love“ im besten Bon Jovi „You Give Love A Bad Name“-Stil auf die Zielgerade einbiegen. Rausschmeißer ist „Dead Inside“, das sich qualitativ eher im mittleren Bereich bewegt, aber mit einem großartigen Soloteil begeistert.


Fazit

Eclipse gelingt es mit „Wired“ nicht nur ihre musikalische Weiterentwicklung auf ein neues Level zu heben, sondern auch ein wichtiges Album für das Genre des melodiösen Rocks zu erschaffen, an dem sich künftige Veröffentlichungen anderer im gleichen Bereich musizierender Kollegen messen lassen müssen.

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