Musikreview: „Fastlane“ von Crossplane.
Crossplane – Neues Album der “deutschen Motörhead”
Lemmy Kilmister, legendärer Frontmann von Motörhead eröffnete die Shows meist mit: „We’re Motörhead And We’re Playing Rock’n’Roll“. Diese simple, aber treffende Formel gilt auch für Crossplane, die „deutschen Motörhead“, die nun mit »Fastlane« ihr viertes Album vorlegen. Weitere interessante Metal-Storys gibt es hier zu lesen.
Interpret | Crossplane |
Album | Fastlane |
Veröffentlichung | 22.04.2022 |
Genre | Heavy Metal |
Label | El Puerto Records / Soulfood |
Tracks | 11 |
Bewertung der Redaktion | 8,0/10 |
Spieldauer | 38:48 Min |
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Rotzig und voll auf die Fresse
Denkt man an Musik aus Deutschland, so kommen einem zuerst die geklonten Betroffenheitssänger, die seit Anfang des Jahrtausends ihr musikalisches Unwesen, meist massentauglich und erfolgreich treiben, in den Sinn. Widmet man sich dann mehr dem Rock, so stehen Bands wie Scorpions zunächst ganz oben. Erweitert man die Suche dann in den Metalbereich, dürften Helloween den ersten Gedanken prägen.
Sucht man aber nach dreckigen, punkigen und rotzigen Klängen, so wird die Masse passen. Aber, es gibt sie auch in Deutschland, die Bands, die ungeachtet irgendwelcher Strömungen das spielen, was ihnen selbst gefällt. Crossplane haben sich bereits 2009 zusammengefunden und machen keinen Hehl aus ihrem Vorbild: Motörhead.
Die Geschichte von Crossplane und ihre Erfolge
Das Quartett besteht aus Marcel „Celli“ Möhring, den die Fans als Sänger von Onkel Tom Angelripper kennen, Alexander „Alex“ Störmer an der Gitarre, Andrew Barrett am Bass sowie Mark „Bridgeman“ Brückmann hinter den Kesseln, wobei die beiden letzteren 2017 zur Band stießen. Auch die Namensgebung weist entfernt Parallelen zu Motörhead auf, denn hier gibt es ebenfalls Assoziationen zu der Kraft von Motoren. Bei einem Crossplane handelt es sich um eine spezielle Bauart einer Kurbelwelle. Wie von einer solchen wird auch die Musik der Band kraftvoll angetrieben.
Nachdem sie 2011 eine CD in Eigenregie veröffentlichten, wurde ein süddeutsches Label auf sie aufmerksam und 2013 kam »Class Of Hellhound High« heraus, worauf bei der gleichen Plattenfirma 2015 »Masturboned« und 2017 »Backyard Frenzy« folgten. Im Zuge der jeweiligen Veröffentlichungen tourte die Band ausgiebig und erspielte sich einen guten Ruf als Liveband. Sie schafften es nach und nach auf immer größere Festivals und traten 2015 gar beim legendären Wacken Open Air auf. Es folgten viele weitere Festivalshows und eine Tournee mit Chrome Division 2019. Passend zur neuen Veröffentlichung »Fastlane« sind sie mit J.B.O. unterwegs.
Review der einzelnen Songs von “Fastlane”
Harte Zeiten erfordern auch harte Musik, damit der Alltag ausgeblendet werden kann, könnte als Motto für Crossplane stehen. Die Ruhrpott-Rocker bieten auch auf ihrem vierten Album harten, schnörkellosen Rotzrock in die Fresse. Dabei werden ein weiteres Mal Erinnerungen an Motörhead mehr als geweckt, was absolut legitim ist, haben sich doch von Beginn an, diesem Sound verschrieben. Entsprechend schnörkellos startet der Opener ‘Can’t Get You Out Of My Head’ mit dem Anzählen durch dreimaliges Aneinanderschlagen der Drumsticks, bevor dann mit voller Wucht der Sound aus den Boxen donnert.
Außergewöhnlich für Crossplane ist der Einsatz einer weiblichen Stimme als kurze Untermalung, womit die Mannen aus dem Pott zeigen, dass sie für neue Ideen zu haben sind. ‘Make Beer Not War’ ist der ideale Soundtrack, um das eine oder andere blonde hopfenhaltige Kaltgetränk einfach die Kehle herunterrinnen zu lassen. Vermutlich hätte dieser Titel Lemmy gefallen.
Eingängig gräbt sich ‘All Hell Is Breaking Loose’ in den Gehörgang und spätestens jetzt gibt man den automatischen Zuckungen der Beine und des Nackens nach und lässt die Matte (sofern vorhanden, ansonsten eben imaginär) kreisen. ‘Rock Out’ hingegen startet verhältnismäßig leise, um dann erneut nach vorne zu preschen. Doch zum Refrain gibt es einen Break und der Aufbau erinnert an ‘(We Are) The Road Crew’ der Vorbilder.
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Der Titeltrack erhöht die Schlagzahl noch ein weiteres Mal und lässt fast vergessen, dass hier eben nicht Lemmy und seine Kumpanen am Start sind. Starker Song. Dann klingt ein ‘Ace of Spades’-Bass in ‘Rock’n’`Roll Will Never Die’ an und gestaltet so die akustische Illusion optimal. Auch weiterhin werden keine Gefangenen gemacht und mit ‘Search And Destroy’ und ‘Fields Of Bone’ setzt sich die Vollbedienung Rock’n’Roll fort. ‘Epidemic’ steigt sofort mit Gesang ein und hält sich, ähnlich wie eine Epidemie, nicht lange auf, um loszulegen.
Auch das folgende ‘Life Is A Monster’ rockt rotzig nach vorne und lässt den Headbanger vor den Boxen keine Chance auf eine Erholungspause. Der finale Track ‘Black Is My Blue Sky’ überrascht mit einem beinahen Klargesang von Marcel Möhring und bewegt sich im Midtempobereich.
Zusammenfassung
Seitdem die legendäre britische Band aufgrund von Lemmys Tod aufgelöst wurde, hört man diesen Sound auf diesem ansprechenden Niveau eher selten. So bieten Crossplane den passenden Soundtrack, um sich die Wut auf die hohen Benzinkosten vorübergehend mit dem schnellen Headbanger-freundlichen Rock aus dem Hirn zu bangen. Kurzum, wer Lemmy und seine Bande vermisst und gerne neue Klänge dieser Richtung hätte, der wird mit »Fastlane« von Crossplane voll bedient.