Musikreview: „Planet Pink“ von J.B.O.
J.B.O. – 14. Langspieler im pinken Musik-Universum
Die Welt ist pink, Heavy Metal ist pink und die passende Kleidung ist sowieso pink. Nein, ich habe nicht zu viel unerlaubte Substanzen mit drei Buchstaben konsumiert und sehe Farben, sondern habe mir das neue Album »Planet Pink« der Fun-Metaler J.B.O. auf die Ohren gegeben. Welche Reaktionen es bei mir auslöste, lest Ihr nachfolgend. Weitere interessante Metal-Storys gibt es hier zu lesen.
Interpret | J.B.O. |
Album | Planet Pink |
Veröffentlichung | 18.03.2022 |
Genre | Fun Metal |
Label | AFM /Soulfood |
Tracks | 12 |
Bewertung der Redaktion | 8,0/10 |
Spieldauer | 43:32 Min |
Comedy und Metal – eine gefährliche Kombination
Heavy Metal ist eine ernste Sache, zumindest bei den fest in der Szene verwurzelten, wahren Metalheads. Humor und Comedy okay, aber nicht im Zusammenhang mit der geheiligten Musik. Dennoch oder gerade deswegen, machen sich 1989 vier Musiker aus Erlangen auf, den Humor und Augenzwinkern in diese bierernste Musik einziehen zu lassen. Klar, dass das polarisiert, denn es gibt zwischen Verachtung und Verehrung keinen Mittelweg, schließlich begehen Hannes „G. Laber“ Holzmann Veit „Vito C.“ Kutzer und die einstigen Mitstreiter Holmer „a Bier“ Graap und Thomas „Schmitti“ Schmidt, beide seit 2001 durch Ralph Bach und Wolfram Kellner ersetzt, mindestens Gotteslästerung.
So sieht es zumindest die eine Fraktion, während Menschen, die auch mal über den Tellerrand schauen und womöglich gar über sich selbst lachen können, es naturgemäß anders empfinden. Seit 1995 veröffentlichen J.B.O. ganz offiziell (ursprünglich mal James Blast Orchester, deren Bezeichnung aber von James Lasts Plattenlabel gerichtlich untersagt wurde) ihre humorigen Kompositionen, obwohl das eigentlich nie geplant war und die Band sich ursprünglich nur für einen Auftritt zusammentat. Doch aus der regional steigenden Popularität erwächst eine Nachfrage nach Tonträgern, der letztlich nachgegeben wird. Alle bisherigen 13 Alben platzieren sich in den Top 30 (ausgenommen das Debüt (Platz 59) und das 2007 veröffentlichte »Head Bang Boing« (Platz 39) und erfreuen seitdem mit originellen Texten zu eigenen Kompositionen oder Coverversionen, quer durch Pop, Rock und Metal ihre Fans.
Wenn man professionell lustig ist, gibt es auch den einen oder anderen Gag, der nicht zündet oder nach hinten losgeht, besonders, wenn es zu flach wird. Dies ist bei J.B.O. nicht anders, wobei es natürlich immer in den Ohren des Hörers liegt. Auch live haben sich die Erlanger einen guten Ruf mit ihrer Bühnenperformance erspielt und rocken große Hallen und auf vielen Festivals. Man kann sie lieben oder hassen, aber musikalisch und auch sprachlich haben sie es drauf und erschaffen durchaus ansprechende Metal/Rocknummern und wissen mit der deutschen Sprache zu spielen, was anderen deutschsprachigen Künstlern oft nicht gelingt. Der Erfolg gibt ihnen also recht und deshalb gibt es nun mit »Planet Pink« den 14. Langspieler der „Rosa Armee Fraktion“.
Planet Pink
Mit einer Coversion des Eiffel 65-Hits ‘Blue (Da Ba Dee)’ steigen die Franken in das neue Album ein. Versteht sich, dass bei den Spaß-Metalern daraus ‘Planet Pink’ wird und die Originalfarbe Blau nicht erwähnt wird. Weiter geht es dann mit der ersten Eigenkomposition auf dieser Scheibe, die auf den Namen ‘Rockmusik hat mich versaut’ getauft wurde und sich mit den Ansichten von Nicht-Metal-Fans beschäftigt, die eigentlich neidisch auf die Metalheads sind.
Mutig machen sich J.B.O. an den 1976er-Klassiker ‘Music‘ von dem am 5. Dezember 2021 verstorbenen John Miles. Aus Music wird Metal und entsprechend heißt diese Version ‘Metal Was My First Love’. Eine der ganz wenigen Songs in ihrer Karriere, die mit englischem Text daherkommt. Musikalisch härter als das Original, aber eine echte Hommage an diesen Übersong. ‘Immer noch’ behandelt die eigene Bandgeschichte und zeichnet musikalisch den groben Werdegang nach. Ein wenig schlüpfrig und zweideutig wird es in der Mitgehnummer ‘Einhorn’, zu deren Inhalt sich jeder Leser vorab eigene Gedanken machen kann.
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Als kurzes gesprochenes Zwischenspiel, inhaltlich geht es um Wortverwechslungen, unterbricht ‘Expeditionen ins Geistreich’ den musikalischen Fluss, der dann direkt mit dem metallischen ‘Klassiker’, in dem viele Filmzitate zu hören sind, fortgesetzt. Fast schon in bester Die Ärzte-Tradition erklingt ‘Nicht Doof’, worauf es mit dem Kinderlied ‘Ein Schneider fing ‘ne Maus‘ weitergeht. Logisch, dass es bei den rosaroten Rockern ‘MiMaMetal’ heißt und es um eine Metalband geht.
‘Glaub mir lieber nicht’, nach vorne rockend und dem metallischen Partytrack ‘Wir kommen’ geht es dann höllisch weiter. Den Abschluss der Comedy-Metal-Sause bildet dann ‘Volks-Prog’, das eine Mischung aus Metal, Volksmusik und anspruchsvollem Prog-Metal ist und sogar für die Blödler aus Süddeutschland schon sehr skurril daher kommt.
Wer J.B.O. und ihren Humor mag, der wird auch »Planet Pink« lieben, wer sie nicht mag, der bekommt hier zwölf weitere Gründe geliefert, um die Ablehnung zu verstärken. Objektiv gesehen, ist das Album auch nicht schlechter als das manch einer richtig „truen“ kultigen und englischsprachigen Metalkapelle.