Musikreview: „Back In Black“ von Cypress Hill
Cypress Hill – Zurück zu den grünen Wurzeln
Nach ihrem experimentellen 2018er Album „Elephants On Acid“ meldet sich das aus Los Angeles stammende Kulttrio mit einer neuen Platte zurück – die klanglich mehr an den Sound erinnert, der sie in den 90ern zu Superstars machte. Weitere interessante Hip-Hop-Stories gibt es hier zu lesen.
Interpret | Cypress Hill |
Album | Back In Black |
Veröffentlichung | 18. März 2022 |
Genre | Hip Hop |
Label | MRNK Music Group |
Tracks | 10 |
Bewertung der Redaktion | 6/10 |
Spieldauer | 32 Min |
Alles beim Alten
Dass die Hip-Hop-Formation Cypress Hill ein neues Album herausbringen, fühlt sich wie ein Comeback an – dabei waren sie eigentlich nie wirklich weg. Dass die neue Scheibe auch noch auf den Namen „Back In Black“ hört, hilft der Tatsache dabei auch nicht unbedingt. Und dennoch ist er recht treffend. Denn die seit über 30 Jahren aktiven Cypress Hill sind zumindest mit ihrem klassischen Sound zurück – und der ist nun mal sehr düster. Auf den letzten zwei Alben – „Elephants On Acid“ und „Rise Up“ – zeigten sie sich für viele Hörer zu experimentierfreudig, beziehungsweise in Bezug auf „Rise Up“ zu sehr auf Modernität und Eingängigkeit ausgelegt.
Es ist das Gegenteil zum gängigen Trend im Hip Hop, der immer glamouröser wird. Cypress Hill spielen Hip Hop, den es kaum noch gibt: Die dieses Mal anstelle von DJ Muggs vom Chicago-Schwergewicht Black Milk produzierten Beats sind Bass-lastig, wirken instrumental und erdig (und sie stehen denen des Ersstgenannten kaum nach). Sie versprühen eine fast unheimliche Atmosphäre und sind oft psychedelisch angehaucht. Sie passen mehr zu verqualmten Sommerabenden auf einer Veranda in einem von LA’s runtergekommenen Bezirken, als zu den prunkvollen Designer-Villen, auf die die heutigen Stars so stolz sind. Und genau das will die Band. Stellenweise, wie auf der 2-Pac-Hommage ‘Come With Me’, geht es dann trotzdem etwas funkiger zu Sache – der Old-School-Sound bleibt aber immer am Start.
Rap-technisch ist ebenfalls alles beim Alten: B-Real übernimmt den Großteil der Strophen mit seiner ungewöhnlich nasalen Stimme, während Sen Dog mit seinem rauen Gebelle entweder aus dem Hintergrund unterstützt, oder selbst ein paar Lines zum Besten gibt. Dazu gibt es natürlich die unausweichlichen Audio-Skits, die hin und wieder in den Songs auftauchen. In der Vergangenheit durften schon Klassiker wie „Pulp Fiction“ als Storytelling-Element herhalten, nun gibt zum Beispiel Henry Hill auf ‘The Original’ sein berühmtes Zitat aus „Good Fellas“ zum Besten.
Paging Dr. Greenthumb
Dieser Song zeigt auch am besten, wo sich Cypress Hill nun lyrisch bewegen: Irgendwo zwischen Gangster-Milieu und kalifornischem Kiffer-Lifestyle. Also prinzipiell da, wo sie sich am besten auskennen. Manch einer würde vielleicht meinen, dass nun, da Marihuana in vielen Staaten der USA legal ist, und die Jungs mittlerweile in ihren Fünfzigern angekommen sind, das etwas albern wirkt. Tatsächlich finden sie in den Texten aber viele interessante Aspekte, die wesentlich reifer als klassische ‘Hits From The Bong’-Teenagerfanfaren daherkommen. Sozialpolitisches trifft auf Cannabiskultur – Tracks wie ‘Open Ya Mind’ zeigen wie es geht. Meistens jedenfalls, denn trotz aller Mühe „erwachsen“ zu klingen, kommen sie an manchen Stellen etwas aufgesetzt daher.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von ws-eu.amazon-adsystem.com zu laden.
Für Fans der Band – speziell diejenigen, die mit den letzten Alben unzufrieden waren – sollte „Back In Black“ ein echtes Highlight sein. Die Band präsentiert sich von ihrer besten Seite, und die kommt ohne viel Schnick-Schnack zum Punkt. Dennoch ist es kein perfektes Album. Aber es ist definitiv ein solider Rückblick auf die besseren Tage einer Band, die es sich ohnehin schon lange auf dem Hip-Hop-Olymp bequem gemacht hat.