Musikreview: „In The Lonely Light Of Mourning“ von Eric Wagner
Eric Wagner – Ein tragisch gutes Album
Die Coronapandemie hat auch vor der Musikwelt keinen halt gemacht. Im August des vergangenen Jahres verstarb das Doom-Urgestein Eric Wagner an den Folgen einer Infektion mit dem Virus. Nun erscheint posthum sein erstes Solo-Album – ein so geniales wie trauriges Album. Weitere interessante Rock-Storys gibt es hier zu lesen.
Interpret | Eric Wagner |
Album | In The Lonely Light Of Mourning |
Veröffentlichung | 18. März 2022 |
Genre | Doom Metal |
Label | Cruz Del Sur Music |
Tracks | 10 |
Bewertung der Redaktion | 8/10 |
Spieldauer | 37 Min |
Eine Reise durch Erics Karriere
Nur wenige Wochen vor seinem verfrühten Tod mit nur 62 Jahren beendete Eric Wagner die Arbeit an seinem ersten Solo-Album. Ein Album, was als Intro- und Retrospektive durch seine ganze Karriere geplant war, und nun, nach seinem Ableben, noch mehr als solche funktioniert. Viele alte Freunde und Wegbegleiter arbeiteten mit ihm an „In The Lonely Light Of Mourning“, und machten es zu einem sehr besonderen und persönlichen Album. Es ist gewissermaßen eine Grabrede, gesprochen mit Erics eigenen Worten – die stellenweise so klingen, als ob er das tragische Ereignis vorausgesehen hätte.
Der Sound auf „In The Lonely Light Of Mourning” ist gewohnt dunkel – Eric ist immerhin einer der Pioniere des Doom Metals. Mit der Ende der 70er Jahre in Illinois gegründeten Band Trouble revolutionierte er die harte Gitarrenmusik. Am Erfolg der Band war, neben dem ungewöhnlich tiefen und langsamen Gitarren-Sound, auch seine markante, hoch-nasale Stimme beteiligt. Diese ist selbst Jahrzehnte später auf seinem Solo-Album noch mehr als nur beeindruckend. Über die Jahre ist sie zwar etwas rauer geworden, aber das fügt dem Gesang noch mehr Charakter hinzu. Und sie passt zu den sehr persönlichen Texten.
In diesen geht es genauso um Verlust als auch um Freude. Eine Dualität, die klanglich auf dem Album nicht wirklich klar wird. Trotzdem wird in den Songtexten deutlich, dass auf die dunklen Tage auch die hellen folgen. Eine Aussage, die durch Erics Ableben einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Vor allem Nummern wie ‘Rest In Place’ oder ‘If you Lost It All’, die sich lyrisch mit dem Tod beschäftigen, kreieren ihre ganz eigene Stimmung durch diesen Aspekt.
„Maybe Tomorrow“ -Video aus dem Album „In The Lonely Light Of Mourning“
Ein musikalisches Familientreffen
Wie bereits erwähnt zeichnet sich „In The Lonely Light Of Mourning“ ebenfalls dadurch aus, dass Personalien aus jeder von Erics Schaffensphasen am Werk beteilligt waren. So sind Ron Holzner am Bass, der sowohl bei Trouble als auch deren Revival-Band The Skull beteiligt war oder der ehemalige Pentagram-Gitarrist Victor Griffin mit an Bord. Den größten Teil der Songs schrieb er zusammen mit Dave Snyder, der ebenfalls als Drummer bei Trouble und später bei Blackfinger mit Eric zusammenarbeitete. Zusammen komponierten sie die erdigen, melancholisch-düsteren Riffs, die das Album ausmachen. Es ist Doom Metal, der seine Heavyness nicht nur durch die tatsächliche Härte der Musik, sondern auch durch die ehrliche und persönliche Note erhält.
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Besonders auffallend ist das Stück ‘If You Lost It All’, das statt auf Gitarren auf ein anderes ausdrucksstarkes Instrument setzt: Das Cello. Kaum ein Song auf dem Album zieht einen so in den Bann wie dieser. Es geht eine Schwere von dem Lied aus, die kaum in Worte zu fassen ist. Aber auch konventionellere Metal-Tracks wie ‘Walk With Me To The Sun’ oder ‘Isolation’ lassen einen nach dem Hören nicht mehr los.
„In The Lonely Light Of Mourning” ist ein herausragendes Werk. Ein würdiger Schwanengesang für eine musikalische Legende, die in der Welt des Heavy Metals schwer vermisst werden wird.