Mac DeMarco braucht keine Hits – und genau deshalb ist er wichtig
Mac Demarco is back! Im August erscheint sein neues Album – gefolgt von einer ausgedehnten Nordamerika- und Europatour, die den Kanadier auch nach Hamburg, Berlin und Köln führt. Doch wenn wir über Mac DeMarco sprechen, sprechen wir nicht über Release-Zyklen. Wir sprechen über ein Phänomen: Der notorisch unaufgeregte Typ mit den abgetragenen Vans und der Gitarre auf dem Schoß ist die Indie-Ikone für eine Generation, die mit der Schnelllebigkeit des Internets aufgewachsen ist. Wie passt das zusammen?
Der Prototyp des Bedroom-Produzenten
Erinnern wir uns: Als Vernor Winfield McBriare Smith IV – ja, so heißt er wirklich – unter dem Namen „Makeout Videotape“ die ersten Songs auf einem Vierspur-Kassettenrekorder aufnahm, war das keine ästhetische Entscheidung. Es war schlichte Notwendigkeit. Kein Budget, kein Studio, keine Kontakte – nur ein paar Ideen und das Internet als Plattform. Genau darin lag der Bauplan für das, was Jahre später unter dem Namen „Bedroom Pop“ zum etablierten Spotify-Genre wurde.
Heute wirkt das fast prophetisch. Die DIY-Haltung ist in der Indie-Szene das neue Normal und hat durch Artists wie Billie Eilish auch Eingang in den Mainstream-Pop gefunden. Alben werden im Schlafzimmer auf dem Laptop abgemischt, Cover mit Bildbearbeitungsprogrammen gebastelt, Promos via Social Media organisiert. Der Mythos vom Major Label als Sprungbrett? Längst eingestaubt. Mac DeMarco hat es vor über zehn Jahren vorgemacht.
Inspirierend authentisch: Das Erbe DES Mac DeMarco
Musikalisch erlangte der Kanadier mit seinen Alben „2“ (2012) und „Salad Days“ (2014) weltweite Bekanntheit. Die leicht verstimmten Gitarren, das wabernde Reverb und die wohlig-verrauchte Stimme wurden schnell zum Markenzeichen des Multi-Instrumentalisten, der mit seinem anti-perfektionistischen Ansatz viele Fans alternativer Musik zum Selbermachen anregte. Artists wie Clairo, Boy Pablo oder Beabadoobee nennen ihn offen als Einfluss. In Deutschland zeichnen Künstler wie Shelter Boy klare Parallelen.
Trotz Kult-Heldenstatus mit mittlerweile über 20 Millionen monatlichen Streams auf Spotify und neuen finanziellen Mitteln ist Mac seinem DIY-Spirit seitdem treu geblieben. Bestes Beispiel: seine letzten Veröffentlichungen. Statt nach sechs Jahren Pause mit einem lauten Knall zurückzukommen, veröffentlichte er mit „Five Easy Hot Dogs“ 2023 ein reines Instrumental-Album, entstanden auf einem Roadtrip. Kurz darauf folgte „One Wayne G“, eine neun (!) Stunden lange Sammlung aus 199 Demos und Song-Fragmenten. Kommerzieller Selbstmord? Nicht für Mac. Stattdessen ein neues Statement für kreative Freiheit: Mach das, worauf du Bock hast – egal, was andere von dir erwarten.
Was junge Musiker:innen von Mac DeMarco lernen können
Mac DeMarco ist kein Anti-Star. Aber er ist ein Künstler, der sich von externen Einflüssen freigemacht hat und in einer auf Viralität und Kommerz ausgerichteten Musiklandschaft für Selbstbestimmung steht. Er ist ein Reminder: Musik ist ein Ausdrucksmittel, das allen offen steht – und die Lust am Ausprobieren ist oft viel wertvoller, als das hemmende Ziel, perfekt zu sein.