Pop, Pathos, Pailletten: Miley Cyrus mit „Something Beautiful“

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Miley Cyrus‘ neuntes Album verspricht Bewusstseinsveränderungen und heilende Klänge, entpuppt sich jedoch als vielseitige Mischung aus 80er-Jahre-Pop und Tanzflächen-Beats. „Something Beautiful“ kommt zwar ohne den erwarteten Hit-Song aus, scheitert aber an den eigenen Ambitionen.

Miley Cyrus’ neuntes Studioalbum „Something Beautiful“ kündigt sich als bewusstseinserweiternde Klangreise an – mit heilenden Frequenzen, inspiriert vom legendären Pink Floyd-Album „The Wall“, aber „mit mehr Glamour“.

Mehr Glamour als Gehalt: Wie Miley Cyrus ihre eigene Pop-Oper inszeniert

Musikalisch startet das Album vielversprechend. Der Titeltrack überrascht mit Soul-Einschlag, Bläsern und Rockgitarren, und einer starken Band im Rücken. Danach folgt Cyrus dem Weg, den schon Dua Lipa seit ein paar Jahren beschreitet: ein Mix aus 80s-Pop, Disco und Balladen. 

„End of the World“ klingt nach ABBA, „Easy Lover“ schielt auf Softrock, „More to Lose“ bringt Synthie-Melancholie. In der zweiten Hälfte dominieren Clubbeats und Eurovisions-Sound – mit Highlights wie „Every Girl You’ve Ever Loved“ und dem druckvollen „Walk of Fame“ mit Brittany Howard.

Was „Something Beautiful“ fehlt, ist ein echter Hit. Cyrus’ Stimme glänzt, die Produktion stimmt, doch der große Moment bleibt aus. Statt einer psychedelischen Offenbarung entsteht solide Popunterhaltung mit gelegentlichen Stilblüten. Glamour gibt es reichlich – doch der Inhalt geht im Schein oft unter. Der begleitende Film, der im Juni erscheinen wird, bleibt ebenso eher Popvideo-Collage als Konzeptkunst: stilisierte Bilder ohne Handlung, irgendwo zwischen Arthouse-Anspruch und Parfümwerbung.

Eigene Vision? Eher Replikation mit Nebelmaschine

Cyrus beschreibt ihre Musik der New York Times als Avantgarde-Pop: „There’s normal people, that make music for normal people. And then there’s people, that make weird music for weird people. I make weird music for normal people.“ 

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Diese Misfit-Erzählung entspinnt sie im Vorfeld des Album-Release weiter. Nicht nur ist das Album-Cover an das ihrer guten Freundin Chappell Roan angelehnt, auch verkündet sie kurz , dass sie als Hannah Montana ja „the most famous drag queen for kids ever“ gewesen sei.

Und auch insgesamt zeigt sich die visuelle Vision von Miley Cyrus auf Something Beautiful als stilisiert, fragmentarisch und stark auf Ästhetik fokussiert. Archivstücke aus der Haute Couture von Mugler, Gaultier und Mackie treffen auf maßgeschneiderte Designs. 

Die extravaganten Looks unterstreichen die angestrebte andere-weltliche Stimmung des Albums und spiegeln emotionale wie thematische Facetten – Mode wird hier zum zentralen erzählerischen Medium. Was von „Something Beautiful“ bleibt, ist weniger eine Vision als ein Moodboard mit sehr gutem Sounddesign. Einer der größten Popstars der 2000er baut eine Welt aus Glanz und Bedeutung – und vergisst dabei, uns auch hinein mitzunehmen.

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Ich liebe Musik laut und leise, live und auf Platte, draußen und drinnen, also in English, en français y en español – aber nie wahllos. Bei BANDUP spüre ich den Facetten der Musik und der Branche nach, immer auf der Suche nach neuen Perspektiven und spannenden Geschichten.