„Eisblauer Lada“: So klingt ZAVETs postmigrantischer Pop
ZAVET thematisiert in ihrer neuen Single „Eisblauer Lada“ die Zerrissenheit zwischen Herkunft und Zukunft. Die Berlinerin mit Wurzeln in Sibirien und Kasachstan verarbeitet darin persönliche Erfahrungen und kollektive Traumata, die viele Migrant*innen in Deutschland bewegen. Produziert wurde die Single von Jules Kalmbacher.
Der eisblaue Lada – ein Symbol für sowjetische Vergangenheit – wird zur Metapher für emotionale Kälte, Unsicherheit und die ständige Suche nach Zugehörigkeit. Mit Textzeilen wie „Doch da wo keine Wurzeln sind, da wächst auch kein Baum“ trifft ZAVET einen wunden Punkt – und spricht damit auch vielen anderen aus der Seele.
Zwischen Deutsch-Pop und Sommer-Vibe
Musikalisch schlägt „Eisblauer Lada“ eine Brücke zwischen Leichtigkeit und Tiefe. Obwohl die Lyrics schwere Themen wie Identitätskrisen, Migration und familiäre Prägung ansprechen, wirkt der Track auf den ersten Blick wie ein klassischer Sommerhit. Popmelodien treffen auf 808s und münden in einem Sound, der sich nicht entscheiden muss, ob er nachdenklich oder mitreißend sein will – er ist beides.
Diese bewusste Gegensätzlichkeit verleiht dem Song eine besondere Wirkung: Die Schwere des Themas wird nicht durch Pathos erdrückt, sondern in einem Umfeld aus Zugänglichkeit und ehrlicher Emotionalität neu verhandelt. ZAVET zeigt damit: Empowerment kann auch aus Ambivalenz entstehen.
Vorbote zum Debütalbum „Etage 3“
Mit über 12 Millionen Streams und ihrer Aufnahme in die ARD „New Music“-Hotlist 2025 zählt ZAVET längst zu den spannendsten neuen Stimmen im deutschsprachigen Pop. Nach dem TikTok-Hit „Benzer“ und der Single „Paradies“, die sich mit ihrer Kindheit auseinandersetzte, folgt mit „Eisblauer Lada“ nun ein weiterer Schritt in Richtung Albumrelease. „Etage 3“, das im Juni erscheinen wird, enthält unter anderem ein Feature mit Bausa.
ZAVET bleibt dabei ihrem Stil treu, den Falk Schacht einmal als „Plattenbau-Pop“ beschrieb – roh, nahbar und gesellschaftlich aufgeladen. Der neue Song steht nicht nur für persönliche Auseinandersetzung, sondern auch für ein wachsendes Selbstbewusstsein einer neuen Generation von Künstler*innen mit postmigrantischer Perspektive.