Deshalb regen sich gerade so viele über die Rapperin Ikkimel auf

Credit: All Artists Agency

Texte im Rap sind und waren bekanntlicher Weise ja schon immer etwas drüber. Aber bis wann bleibt das cool, wann genau zieht man die Grenze und warum regen sich gerade eigentlich so viele über die Berliner Rapperin Ikkimel auf?

„Die Bitches heute wollen Jungfrau bleiben, zwei Optionen – Arsch oder Mund auf, Kleines.“ – so heißt es in einer Songzeile aus dem Song „Dynamit“ von Kollegah und Farid Bang. Zwei Rapper die in der deutschen Rapszene große Erfolge feiern. Wer Deutschrap auf die Goldwaage legt, wird vor allem auf drei Hauptbestandteile in Raptexten aufmerksam: Frauenfeindlichkeit, Gewalt und Drogenkonsum. Texte die schon seit Jahren schockieren und für eine Spaltung zwischen Fans und Kritikern sorgen. Ist das (noch) Kunst oder kann das weg?

Sexismus und Selbstinszenierung im Rap

Deutsch-Rap gehört zu den beliebtesten Musikgenres in Deutschland. Neben gut produzierten Beats, und Talent fur Sprechgesang, sind es aber vor allem die Texte die viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Vor allem Gansta-Rap ist in der grossen Masse beliebt. Das ist ubrigens genau die Art von Rap in der wir auf bsonders krasse Texte in Form von Frauenfeinlichkeit, Gewalt & Co stossen.

Im Gangsta-Rap geht es vor allem darum, sich zu profilieren und stets noch einen draufzulegen. Die Texte geben dabei oft einen aggressiven Beigeschmack und lieben es zu provozieren. Und obwohl immer mehr dieser Texte heutzutage sich wirklich weit über die Grenze hinauswagen, funktioniert es.

Es ist konstitutiv für alle PopMusik, dass in keinem performativen Moment in letzter Instanz klar ist, ob eine Rolle oder eine
reale Person spricht. Dies ist eine entscheidende Spielregel

Auszug aus dem Buch Über Pop-Musik von Diedrich Diederichsen

Demnach sind die herabsetzenden und oft abwertenden Texte beliebter Gangsta-Rapper heutzutage also nur noch erfolgreich, weil ihre Hörer:innen sich konstant damit trösten, dass das alles lediglich eine Form von Kunst darstellt. Nach dem Motto: Abseits der Bühne ist er sicherlich ganz anders.

Eine Hasswelle gegen Ikkimel

Und dann kam Ikkimel. Mit Ikkimel ging in Berlin-Tempelhof ein neuer Stern in der deutschen Rapper-Szene auf. Dabei provoziert sie vor allem mit ihrem Aussehen und ihrer No Fucks given-Attitude. Ikkimel nimmt kein Blatt vor den Mund und ist gerade deswegen für viele ein bisschen too much. Dabei fahren die Rapper, lange vor ihrer Zeit, doch schon ewig die gleiche Spur. Also wo ist das Problem?

Bikini grell, und er ist ein bisschen zu knapp
Denn ich bin offiziell die allergrößte Fotze der Stadt

…heisst es in dem Song „Bikin Grell“, mit dem Ikkimel letztendlich durch die Decke ging und eine Lawine von Zuspruch und gleichzeitiger Abneigung auf sich zog. In ihren Songs bezeichnet sie sich nicht selten als Hure und spricht offen über Sex, Drogen, Partys und ihren Körper. Kurz und knapp: Dinge die ihr, männliche Rapper aus der Szene, schon lange vorher vorgelebt haben. Die Kombi aus trashigen Beats, gepaart mit ihrer High Pitch-Stimme und den provokativen Lyrics zündet dabei vor allem bei der Generation Z und geht auf TikTok viral.

Mit der etwas anderen EM-Single „Deutschland“, die sie gemeinsam mit Ski Aggu aufgenommen hat, geht das Ganze dann nochmal in die nächste Runde. Dabei geht es aber vor allem um eine Zeile. „Doch warum schaust du mich jetzt an mit diesem Blick?“, fragt Ski Aggu, worauf Ikkimel mit „So guck ich immer, wenn ich will, dass man mich fickt”, antwortet. Genau diese Line stößt bei vielen auf Abneigung und Missverständnis. Gleichzeitig fragen sich immer mehr Frauen, ob sie für Ikkimel einfach zu prüde sind. Derweil solche Texte bei Männern schon lange zur Tagesordnung zu scheinen zu gehören. Ziemliche Doppelmoral.

Genau deswegen melden sich jetzt auch immer mehr Frauen zu Wort, die sich für Ikkimel und gegen Misogynie aussprechen, ganz egal, ob diese sie selbst feiern oder nicht. In ihren Videos sprechen sie sich lediglich dafür aus, keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern zu ziehen. Wer’s nicht mag, soll eben einfach weiterscrollen ODER alternativ auch mal das Wort gegen Rapper wie Bonez, Haftbefehl, Farid Bang & Co erheben.

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Die Hasswelle geht natürlich auch an Ikkimel nicht vorbei. Doch mit „Hat sie nicht gesagt” wurde eigentlich schon alles nötige gesagt. Hier verweist die Rapperin nämlich nochmal ganz kurz und knapp auf genau das, was ihre Musik ausmacht und macht auf direkten Weg ganz genauso weiter wie zuvor.

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Und was ist nun die Moral der Geschicht? Zwischen Rapper und Rapperin (und ihren provokativen Texte) trennt man nicht 😉

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Ich möchte Musik nicht nur hören, sondern erleben! Mit stets gespitzten Ohren und aus purer Leidenschaft bin ich deswegen immer auf der Suche nach neuen Sounds, lyrischen Meisterwerken und emotionalen Eindrücken aus Konzerten und Gesprächen.