Blumengarten: Authentizität und Mut auf ihrem Debüt „Ich liebe dich für immer“
Mit ihrer zuversichtlichen Melancholie setzt Blumengarten ein starkes Statement im deutschen Indie. Binnen kürzester Zeit hat es das Duo an die Spitze geschafft, jetzt erscheint das lang erwartete Debütalbum. Was kann „Ich liebe dich für immer“?
florierender Durchbruch
Hinter Blumengarten hat eigentlich kein großer Plan gesteckt: Über eine gemeinsame Freundin treffen Rayan Djima und Samuel Eickmann aufeinander, kannten sich in ihrer Heimatstadt Velbert in NRW schon vorher über ein paar Ecken. Djima schreibt Texte, Eickmann produziert, die Idee war simpel.
„Unsere Musik war einfach ein Ventil für unsere Verwirrtheit“
Blumengarten im WDR
Daraus entstand 2022 dann die Debüt-EP „sag deinen freunden dass du sie liebst“, mit der gleich Paula Hartmann als erster Feature-Gast und Fan eine neue, akustische Version von „paris syndrom“ auf einem verregneten Dach in Berlin aufnahm.
In den Kommentaren zu dem Song sind sich die Fans einig: „Eure Musik fühlt sich an wie eine Umarmung“. Mit ILDFI stellt Blumengarten nochmal unter Beweis, dass das ihre größte Stärke ist – aber darauf ruht sich das Duo nicht aus.
Eine eigene musikalische Identität
Sowieso hat Blumengarten von Anfang an auf Kollaborationen gesetzt: Neben Paula haben sie bereits mit CRO, Bazzazian oder auch Souly zusammengearbeitet und so ihr Standing im Hip-Hop etabliert. Auf dem Debüt bringen Sido, Symba und Apsilon ihre Themen mit auf die Platte und passen gut in das Konzept, das Blumengarten für ihr Album haben.
Dass Samuel Eickmann bisher eher für sich produziert hat als professionell, ist im besten Sinne aus „Ich liebe dich für immer“ herauszuhören. Während die Songs vor einigen Jahren noch deutlich dem akustischen Indie verschrieben waren, hat sich der Sound vom Debüt deutlich weg bewegt: Mehr in Richtung RnB, mehr in Richtung Electronica. Und man hat ihn in Deutschland so noch nicht gehört.
Auf „Ich liebe dich für immer“ vermischen sich immer wieder verschiedene Elemente miteinander: Ob Pop mit rhythmischen EDM auf dem Titeltrack oder in „Die Stadt verblasst“, aber Blumengarten zeigt sich auch von neuen Seiten: „Ultraviolette“ wurde als moderne Rock-Ballade vertont, in „Sonne im August“ experimentiert Djima sogar stark mit Auto-Tune. Das Duo hat unendlich viele Ideen und findet für jede einen Platz auf dem Debüt.
Dem Hype gerecht?
Durch „Ich liebe dich für immer“ zieht sich eine lebensbejahende Melancholie, die Blumengarten auszeichnet. Sänger Rayan Djima singt frei von abgedroschenen Phrasen und kitschiger Social-Media-Poesie, kein belangloses Pathos, überstrapazierte Metaphern. Stattdessen eine eigenständige lyrische Handschrift, die sich angenehm von der deutschen Indie-Szene abhebt.
In einer Zeit, in der Künstler*innen ihre Musik über Social Media selbst vermarkten, spielt Authentizität in der Indie-Szene eine immer komplexere Rolle. Sie dient als Verkaufsstrategie, bleibt jedoch oft bloße Fassade. Blumengarten hält dagegen: Sie brechen mit männlichen Klischees, zeigen sich sentimental und angreifbar, machen sich verletzlich – ohne sich zu inszenieren.
„Lächeln im Gesicht ist wertlos, wenn die Seele weint / Bin immer für dich da /
Jetzt ist es vorbei, doch ich bin für immer dankbar, dass du bei mir warst“
„Nostalgie“ ist ein besonders schöner Song: Er featured einen ohrenbetäubend schönen Chor, der den unbekannten Erzähler neben einem Piano bei seiner Geschichte begleitet. Das Album endet mit dem 8-minütigen-Epos „Dunkelschwarz“ so, wie die ganze Reise von Blumengarten begonnen hat: mit bewegendem Storytelling, simplen Akkorden und originellen Ideen.
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