MAJAN fragt sich „Wenn nichts von nichts kommt, woher komm‘ ich dann?“

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Die Mentalität der heutigen Musikindustrie plädiert eher für häufige Single-Releases, statt langwierige Albumproduktionen. Hauptsache der Algorithmus wird gefüttert. Sich als junger Artist ein Jahr vom Social-Media-Geschehen zu distanzieren, kann für viele eine mutige Karriereentscheidung sein. Aber MAJAN war ein authentisches zweites Album wichtiger, als Release-Masse.

Fast das gesamte Jahr 2024 ist es (musikalisch) still um den 25-Jährigen Rapper aus Schorndorf – eine Kleinstadt in der Nähe von Stuttgart. Im SPIEGEL-Interview erzählt er offen, wie stark die Grenzen zwischen MAJAN und Marian Heim – seinem bürgerlichen Namen – über die Jahre verschwommen seien und dass er sich als Mensch wiederfinden wolle, losgelöst von Streamingzahlen.

Stück für Stück verriet der omniöse Content, den MAJAN ab Dezember 2024 wieder postet, dass die kurze Pause sich gelohnt hat. Die ersten Vocals auf „Wenn nichts von nichts kommt, woher komm‘ ich dann?“ – die Single zum Albumtitel – verraten, mit wie viel Bock und neuem, kreativen Input er zurück ist.

Zwischen Rap und Heimatgefühl

„Wenn nichts von nichts kommt, woher komme ich dann?“ baut vom ersten Track an langsam, orchestral aber intensiv auf. Schon der Titel deutet auf eine Identitätssuche hin – und genau das ist auch das zentrale Thema der Platte. MAJAN singt und rappt von Marian; vom Aufwachsen, vom Älterwerden, von Schorndorf und Berlin, von Kindheit, Heimat und all dem, was auf dieser Zeitlinie im Kopf passiert ist. Themen, die er in seiner letzten EP „73614“ schon aufgriff, nun aber in 45 Minuten noch persönlicher ausführt.

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Majan-Sound wird persönlicher

Während er lyrisch mehr in die Tiefe geht, bleibt das Album eine typische MAJAN-Platte. Genremischung ist sein Ding; die Hip Hop-, Rap- sowie Pop-Einflüsse sind neben konstanter textlicher Neuerfindung immer da. Auch in Sachen Features präsentiert MAJAN mit Trettmann auf „100.000“ und mit $OHO BANI auf „Goldman Sachs“ solide Picks, die seinen Sound unterstreichen.

FRüher war safe nicht alles besser, aber früher waren’s immer nur wir“ („Heim“ – MAJAN)

Besonders „Heim“ fügt sich dem thematischen roten Faden, wie auch die vorherigen Singles „100.000“ und „Das Haus wird leer sein“ : Hommagen ans Erinnern, Vermissen und dem komplexen Heimatgefühl – mal warm, mal melancholisch.

Weil egal wie viel Zeit man in Berliner Studios verbringt, zu den Liebsten zurückzukommen ist für MAJAN das Schönste; auch, wenn die Kleinstadt nicht genügend Raum zum Träumen bietet und man langsam doch aus den Kinderschuhen rausgewachsen ist. In MAJANs Worten heißt das: „Egal wie alt man wird, man bleibt immer Kind der Eltern“ – selbst wenn er zugeben muss, dass sich auch sein Zuhause über die Jahre mit ihm verändert hat.

„Wenn nichts von nichts kommt, woher komm‘ ich dann?“ teilt auch wieder mehr über MAJANs Erfahrung mit ADHS und widmet sich so dem Gefühl, manchmal zu viel und gleichzeitig zu wenig zu sein – Probleme, die er schon in seinem Track „ADHD“ von der letzten EP aufgriff. Rap zeigt sich hier als das „back to the roots“-Ventil, das ihm hilft seinen inneren Monolog zu sortieren.

Im Outro „Woher komm‘ ich dann“ pendelt er zwischen Zweifel und Klarheit: „Die Wichser geben mir Tabletten, da war ich gerade mal sieben // Die machen dass du marschierst, wie ein fucking Marine“ rappt MAJAN mit deutlicher Meinung.

Aber woher kommt majan denn jetzt?

Seinem Standpunkt und den Sorgen wirkt er sich bewusst, auch wenn die Frage, woher er denn kommen mag, letztlich nicht beantwortet wird. Vielmehr geht es um die Aufzählungen und die Anekdoten seiner Heimat, die er teils zwischen den Zeilen, und meistens doch straight-forward teilt.

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Mit der Line „Doch kein Grund zu chillen, die Reise fängt gerade erst an“ beendet MAJAN selbstbewusst und optimistisch sein zweites Album.

Auch wenn der Rapper schon seit sechs Jahren Musik macht und mit dem Album ein absolutes Storytelling-Brett liefert, scheint seine Geschichte noch nicht auserzählt zu sein. Weil während MAJAN seinem Sound treu bleibt, zeigen seine Texte, dass Authentizität, musikalisches Standing und Identität keine fertigen Konzepte, sondern Prozesse sind. Und das gelingt ihm auf seinem zweiten Album ziemlich gut.

Vor Albumrelease ging MAJAN bereits auf eine kurze Filmtour durch Deutschland, auf denen er die Musikvideos des Albums und Teile der neuen Songs präsentierte. Im Herbst diesen Jahres geht es für ihn dann auf die richtige Tour zum Album. Tickets findet ihr hier.

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Wenn ich gerade nicht Musik höre, besuche ich Konzerte oder schreibe über neue Sounds: Ich liebe und lebe für Musik — egal ob sie aus den großen Metropolen oder aus kleinen Hobby-Studios kommt. Kunst und Storytelling liegen mir am Herzen, weshalb ich als angehende Musikjournalistin mit den neuesten Releases und Artists stets up-to-date bin.