Tame Impala – „Deadbeat“: Das schwierige fünfte Album

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Er hat sich wieder Zeit gelassen: Kevin Parker, das Musikgenie hinter Tame Impala, hat nach fünf Jahren endlich seine fünfte LP veröffentlicht. Zwischenzeitlich stand er mit Dua Lipa auf der Glastonbury-Bühne und heimste einen Grammy für sein Feature mit Justice („Neverender“) ein. Nun hat er mit „Deadbeat“ ein Album herausgebracht, das die Gemüter spaltet.

Schon im Juli deutete sich an, wo die musikalische Reise für Parker als Nächstes hingeht: Die erste Single „End of Summer“ ist ein siebenminütiger EDM-Track, in dem seine charakteristischen Vocals von Acid-House- und Trance-Elementen sowie einem rastlos pulsierenden Elektro-Beat getragen werden.

Die zweite Single mit Joe Keery im Musikvideo (ja, Steve aus Stranger Things) zeigt die andere Facette des Albums. „Loser“ ist ein Track, der mit seinem repetitiven Riff, seiner simplen Struktur und seiner poppigen Produktion vor allem eins hat: Mainstream-Appeal.

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Kapitel 5: Tame Impala nach Mitternacht

Fans von „Innerspeaker“ und „Lonerism“, den psychedelischen Indie-Klassikern des Australiers, mussten beim ersten Reinhören sicher erstmal schlucken. Dabei ist diese neue Ära eigentlich der logische nächste Step: Bereits in der von der Kritik gefeierten LP „Currents“ (2015) legte Parker erstmals die Drumsticks nieder und setzte verstärkt auf elektronische Beats. Nachfolger „The Slow Rush“ (2020) war bereits vollkommen durchdrungen von synthetischen Loops und polierten Synth-Pop-Texturen.

In „Deadbeat“ lebt Parker seine Liebe zur elektronischen Musik nun vollends aus. Songs wie „Ethereal Connection“ und „Not My World“ klingen, als wären sie auf der Afterhour nach einer langen Berliner Club-Nacht entstanden. Und in „My Old Ways“ und „Oblivion“ verschmilzt er schwebende Pop-Melodien mit Four-to-the-Floor-Beats und hypnotischen Klangschleifen aus der Welt der House-Musik.

Ein musikalischer Höhepunkt ist zweifelsohne „Dracula“, dessen eingängige Vocal-Lines und verspielte Texte wie kein anderer Track zum Mitsingen einladen. Das Thema? Die Suche nach der nächsten Party vor dem drohenden Morgengrauen. 

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Die Bürde des eigenen Maßstabs

Online wird das lang erwartete Tame-Impala-Album heiß diskutiert. Einigen stößt der neue Sound sauer auf, andere loben Parkers kompromisslose Experimentierfreudigkeit. Doch was sich im Diskurs als Kritikpunkt herauskristallisiert, ist das, was der Produktion zugrunde liegt: die Arrangements, das Songwriting. Zu oberflächlich und eindimensional seien die Tracks, insbesondere im Vergleich mit den hochkreativen musikalischen Ausarbeitungen vergangener Tage.  

Gerade in diesem Vergleich liegt das Problem: An die enorm hohe Messlatte, die Parker mit seinen ersten drei Alben gelegt hat, kommt „Deadbeat“ nicht heran. Für sich gestanden ist das neue Album eine interessante Fusion aus minimalistischem Acid-House und träumerischer Pop-Ästhetik mit ruhigen Momenten und Retro-Touch. Doch die durchdachten, vielschichtigen Kompositionen, die ästhetische Kohärenz und die emotionale Tiefe – Merkmale, die Tame Impala zum Phänomen gemacht haben – fehlen.

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Fazit, Ausblick & Live-Daten

Womöglich profitieren Hörer:innen, die mit dem Frühwerk des mittlerweile 39-Jährigen nicht vertraut sind, am meisten von „Deadbeat“. Ohne die Last der Nostalgie und ohne die hohen Erwartungen können sie das Album als das nehmen, was es ist: eine mal poppige, mal verträumte Hommage an elektronische Musik und Rave-Kultur – von einem Künstler, der sich trotz seines kommerziellen Erfolgs weigert, auf der Stelle zu treten.

Es wird spannend zu sehen sein, wie sich Tame Impala künftig weiterentwickelt. Parker scheint sich am DJ-Pult mittlerweile deutlich wohler zu fühlen, als an der Gitarre – noch hat er dem Dance-Genre aber nicht den Stempel aufsetzen können, den er einst dem Psych-Rock gab.

Nach Deutschland kommt die Band im nächsten Jahr. Wer Tame Impala live erleben will, sollte sich frühzeitig um Ticket kümmern. Das sind Dates:

  • München, Olympiahalle München: 18. April 2026
  • Hamburg, Barclays Arena: 23. April 2026
  • Berlin, Uber Arena: 29. April 2026
  • Frankfurt, Festhalle Frankfurt: 30. April 2026
  • Düsseldorf, PSD BANK DOME: 1. Mai 2026
Künstler*innen: