„Never Enough“: Turnstile definieren die Grenzen von Hardcore neu 

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Spätestens seit Charli xcx beim diesjährigen Coachella ihre Hoffnung auf einen “Turnstile Summer” gesetzt hat, ist klar: Turnstile ist nicht nur zu einer der einflussreichsten Hardcore-Bands geworden, sondern sprengt mit ihrer Musik Genregrenzen, die sogar Mainstreampublikum abholt, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Mit “Never Enough” hat die Band aus Baltimore nun ihr langersehntes viertes Studioalbum veröffentlicht, das ihren vertrauten Sound widerklingen lässt und trotzdem an jeder Ecke überrascht. 

Ihr letztes Album “Glow On” verschaffte Turnstile 2021 ihren Durchbruch und drei Grammy-Nominierungen. Seitdem stand die Band um Sänger und Songwriter Brendon Yates nicht eine Sekunde still. Nach einer Arenatour mit Blink-182 im Jahr 2023 beginnt die Arbeit am neuen Album. Wie schon für “Glow On” wurde unter der Regie von Brendan Yates und Gitarrist Pat McCrory wieder ein Film zum Album produziert, der gestern auf dem Tribeca Film Festival in New York Premiere feierte. In 50 Minuten sind alle 14 Tracks zu hören, in künstlerischem, arthouse-mäßigem Look macht der Trailer neugierig auf die visuelle Inszenierung der Songs. 

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SANFTHEIT TRIFFT AUF HÄRTE

Das Album spiegelt die ruhelose Entwicklung der Band wider. Kein Song gleicht dem anderen. Unvorhersehbare Elemente, ruhiges Zwischenspiel und verträumte, sphärische Melodien verdeutlichen den genre-fluiden, innovativen Sound von Turnstile. Sanftheit trifft auf harte, moshpit-taugliche Breakdowns.Never Enough”, die erste titelgebende Singleauskopplung, steckt bereits voller verspielter Details und überrascht mit einer harmonischen Zweiteilung.

Diese findet sich auch in “Sunshower” wieder: Die erste Hälfte schnell, laut, vorwärts, dann Stille, gefolgt von zwei Minuten atmosphärischer Jazz-Flöten, die direkt aus einem Western-Movie stammen könnten. In “Dreaming” plötzlich Bläser und ein Beat, der an Reggaeton erinnert. “I Care” überzeugt mit Gute-Laune-Synthi-Geblubber neben lyrischen Gegensätzen: „Do you really wanna fall apart/ do you really wanna break my heart“. In “Look Out For Me” taucht auf einmal ein Zitat der in Baltimore spielenden Fernsehserie “The Wire” auf, dem eine lange breakbeat-artige Einlage folgt. Dann das Outro: “Magic Man” erzeugt Ambient-Stimmung und rundet das Album perfekt ab. 

GEMEINSCHAFT & EINSAMKEIT

Brendon Yates verleiht seinen Texten ein universelles Gefühl von Menschlichkeit. Er singt von Einsamkeit, von gebrochenem Herzen und der Suche nach Liebe. Turnstiles “Never Enough” klingt wie ein Weltraumspaziergang mit Moshpit-Potenzial und ist definitiv nicht nur was für eingefleischte Hardcore-Fans.

Künstler*innen:
Autor*in

Ich schreibe über Musik, die mich berührt, und berichte dabei mit offenem Ohr und klarem Blick über Themen aus der Popkultur und Musikbranche. Ich möchte inspirierenden Artists eine Plattform bieten und brenne für Musikjournalismus mit mehr Tiefe, Sichtbarkeit und Liebe zum Detail.